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Last Decade

Last Decade

Benjamin Lackner

Dauer 42 Min

Album insights

Nach einem Krieg lebt eine Gesellschaft in Großbritannien unter totalitärer Herrschaft, in der Künstler sich in eigenen, von ihren Genres geprägten Gruppen organisieren. Die Behörden fördern sie zwar, schränken sie aber gleichzeitig mit subtilen Mitteln ein. Zwischen London und den Vororten befindet sich ein Apartmenthaus, das Schriftstellern und Dichtern wie Drabble, McEwan und Amis Junior ein Zuhause bietet; zuvor lebten dort Larkin und Amis Senior.

Nicht weit entfernt teilen sich staatlich untergebrachte Komponisten, darunter Harrison Birtwistle und Richard Rodney Bennett, einen heruntergekommenen Wohnblock. Auch Michael Nymans Musik ist durch die Wände zu hören. Die Stimmung war dort nicht immer optimal, dennoch wurden viele gelungene Feste gefeiert. Nur ein kurzer Flug trennt Estland, westlich von St. Petersburg gelegen, von diesem Ort. In Tallinn wohnten über viele Jahre hinweg einige der wichtigsten estnischen Musiker gemeinsam.

Veljo Tormis, der seit 1980 im Exil lebt, ist innerhalb Estlands bekannter als Arvo Pärt. Als entschiedener Anhänger estnischer Volkslieder setzt er sich leidenschaftlich für deren Wiederbelebung ein. Für Touristen ist Tallinn eine beliebte Destination; für Tormis jedoch ist die Stadt ein Sinnbild für die wechselvollen Einflüsse und Besatzungen, die Estland prägten. Trotz seiner Ausbildung in sowjetischer Zeit widmete er sein Werk der estnischen Identität. Von der klassischen Lehre in Moskau führte sein Weg dazu, Volkslieder in seine Kompositionen einzubinden.

Mit seinem Fokus auf Chormusik trug Tormis maßgeblich zur Renaissance der estnischen Gesangstradition bei. Seine Werke greifen häufig auf Volksmaterial zurück und spiegeln die enge Verbindung von Text und Musik wider. Mit zurückhaltender Wertschätzung für die Volksmusik schuf er zahlreiche eindrucksvolle Stücke, die den Geist der estnischen Kultur einfangen.