Gespräche zu dritt - Gidon Kremer | KlassikAkzente by STAGE+

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Gidon Kremer
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Gespräche zu dritt

Gidon Kremer © Giacomo Pompanin / ECM
© Giacomo Pompanin / ECM
27.04.2011

Eine paradoxe Situation: Von Mozart bis Brahms haben Komponisten das Genre des Klaviertrios mit ihren Werken geadelt, indem sie es ad absurdum geführt haben. Denn die Dominanz des Tasteninstruments gegenüber den beiden Streichinstrumenten haben sie keineswegs akzeptiert. Sie wollten ein Gespräch zu dritt, bei dem die stark kontrastierenden Klangfarben der so unterschiedlichen Instrumente aufgehoben werden. In diese Riege großer Komponisten, die dem Trio mit Klavier, Violine und Violoncello jene instrumentale Gleichberechtigung zugestanden haben, gehört auch Tschaikowsky mit seinem Trio a-Moll op. 50. Allerdings hat der skrupulöse Komponist das Problem auf andere Weise aufgelöst: durch quasi orchestralen Gestus. Denn die Meisterschaft des Symphonikers kommt hier auch dem Kammermusiker zugute, die Klangfülle des Klaviers wird durch Farbenreichtum und dynamische Extreme der Streichinstrumente ausgeglichen. Solche klanglichen Emanzipationen werden allerdings erst dann wirklich erreicht, wenn Instrumentalisten von Rang sich dieses Werkes annehmen – wie Gidon Kremer, Violine, Giedrė Dirvanauskaitė, Cello, und Khatia Buniatishvili, Klavier, die auf beeindruckende Weise alle überbordenden Triebkräfte ihrer Instrumente zu nutzen verstehen, aber auch mit feinem Ohr auf die Mitspieler eingehen; und dies bei einem Werk, das auch formal den Rahmen sprengt und dem wehmütig anhebenden ersten Satz einen einzigen, allerdings gigantischen Variationensatz in zwei Teilen nachschiebt.

Solch befreiendes und zugleich in sich ruhendes Miteinander kommt auch Victor Kissines 2009 für dieselbe Besetzung komponiertem Trio „Zerkalo“ (Der Spiegel) zugute. Auch „Zerkalo“, auf souveräne Weise von Kremer und seinen beiden Kolleginnen interpretiert, ist ein fein ausgehorchtes, nahezu intimes, gleichwohl technisch überaus anspruchsvolles Wechselspiel der Instrumente in ihren oszillierenden Klangfarben, das sich allerdings auch zu dynamischen Steigerungen ungeheuren Ausmaßes aufschwingen kann und dem emotionalen Gestus des russischen Schmerzensmannes Tschaikowsky sehr nahesteht. Es ist eines von Kissines dichtesten, klanglich reichsten Werken geworden, das in jene Bereiche des akustisch fast nicht mehr Wahrnehmbaren vordringt, in denen etwas gefordert ist, was gerade diese drei Interpreten verbindet: somnambules Musikverständnis.

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