György Kurtág zählt zu den am häufigsten aufgeführten Komponisten der Gegenwart. Er war Composer-in-Residence bei Orchestern, Konzerthäusern, Theatern und Ensembles wie den Berliner Philharmonikern, der Sächsischen Staatskapelle Dresden, beim Wiener Konzerthaus, bei der Dutch National Opera und beim Ensemble InterContemporain.
Für seine Musik wurde er mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, darunter der Ernst von Siemens Musikpreis für sein Lebenswerk (1998), der Grawemeyer Award (2006), der Goldene Löwe der Biennale in Venedig (2009) und der höchstdotierten Preis im Bereich der zeitgenössischen Musik, der BBVA Foundation Frontiers of Knowledge Award (2015).
György Kurtág verbindet in seinen Werken ein hohes und verantwortungsvolles Traditionsbewußtsein (“Meine Muttersprache ist Bartók, und Bartóks Muttersprache war Beethoven”) mit der konzentrierten Musiksprache von Anton Webern und der unmittelbaren Expressivität von Alban Berg.
György Kurtág wurde am 19. Februar 1926 im heute zu Rumänien gehörenden Lugos geboren und erhielt ab 1940 in Timişoara (Temesvár) Klavierunterricht bei Magda Kardos und Kompositionsunterricht bei Max Eisikovits. 1946 siedelte er nach Budapest über und studierte an der Franz-Liszt-Musikakademie Klavier bei Pál Kadosa, Kammermusik bei Leó Weiner sowie Komposition bei Sándor Veress und Ferenc Farkas. An der Musikakademie in Budapest lernte er auch seine spätere Frau Márta kennen, 1955 erhielt er sein Kompositionsdiplom.
Von 1957 bis 1958 hielt Kurtág sich als Stipendiat in Paris auf, besuchte die Kompositions- und Analyse-Kurse bei Olivier Messiaen und Darius Milhaud und machte die für ihn entscheidende Bekanntschaft mit der Psychologin Marianne Stein. In Paris entdeckte er auch die Musik von Anton Webern und die Theaterstücke von Samuel Backett. Nach seiner Rückkehr nach Budapest schrieb Kurtág 1959 das Streichquartett op. 1. Von 1960 bis 1968 war er Repetitor an der Ungarischen Nationalphilharmonie, von 1967 bis 1993 Professor an der Franz-Liszt-Musikakademie für Klavier und Kammermusik.
Mit dem vom Ensemble InterContemporain in Paris uraufgeführten Zyklus für Sopran und Kammerorchester “Die Botschaften der entschlafenen R. V. Trusova” gelang ihm 1981 der internationale Durchbruch. Weitere wichtige Werke sind u. a. die “Kafka-Fragmente” für Sopran und Violine (1987) und “Stele” (1993), eine Auftragskomposition der Berliner Philharmoniker. Seine Raumkomposition “…quasi una fantasia…” gehört zu den beliebtesten Orchesterwerken der zeitgenössischen Musik. 2015 wurde beim Lucerne Festival seine Orchesterkomposition “Petite musique solennelle en hommage à Pierre Boulez 90” uraufgeführt. Die Berliner Philharmoniker werden unter der Leitung von Simon Rattle die deutsche Erstaufführung dieses Werks anlässlich Kurtágs 90. Geburtstag am 18., 19. und 20. Februar 2016 spielen.