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Das griechische Wort "poiein" bedeutete früher lediglich "herstellen" oder "gestalten" und ist der Ursprung der Begriffe "Dichter" und "Gedicht". Erst im 19. Jahrhundert begann man, diesen Ausdruck auch auf Musik anzuwenden. Der Begriff "Tondichter" wurde erstmals in Anton Schindlers Beethoven-Biografie aus dem Jahr 1840 verwendet. 1848 stellte Liszt seine erste "symphonische Dichtung" vor, während Chaussons Poème für Violine und Orchester im Jahr 1896 entstand.
Skrjabins erste Klavierpoèmes komponierte er 1903; seine letzten drei Orchesterwerke tragen ebenfalls die Bezeichnung Poème: Die Dritte Symphonie (1903/4) mit dem Titel Le divin poème, Le poème de l'extase, das von 1905 bis 1907 entstand, wobei die Verse 1906 geschrieben wurden, und Prometheus, le poème du feu, das 1909/10 vollendet wurde. In Prometheus wird Musik mit Farben verbunden, und im weit angelegten Mysteriya sogar mit Düften – beides Ausdruck von Skrjabins starker Affinität zum Symbolismus.
Die Deux poèmes op. 32 aus dem Jahr 1903 unterscheiden sich klar in ihrem Charakter: Das erste Stück wirkt nach innen gekehrt und träumerisch, mit leidenschaftlichem Ausdruck, während das zweite extrovertiert und herausfordernd erscheint. Skrjabins Beschäftigung mit dem Gedanken der Selbstbehauptung spiegelt sich in diesen Werken wider.
Die Entwicklung vom Poème satanique op. 36 zeigt deutlich den Einfluss Liszts, insbesondere in der sinnlichen Chromatik des Mephisto-Walzers Nr. 1. Skrjabins ironische und fragende Haltung begegnet dem Hörer auch in weiteren Stücken wie Énigme (op. 52 Nr. 2) und Ironies (op. 56 Nr. 2). Seine Kompositionen zeichnen sich durch individuelle Anweisungen und innovative Techniken aus.
Auch die Deux poèmes op. 71, ebenfalls 1913 entstanden, zeigen eine breite Palette an Stimmungen und tauchen tief in Skrjabins Weltbild ein. Die Vielfalt und Feinheit seines Schaffens geben einen Einblick in seine innere Welt.