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Heino Eller: Neenia

Album insights

Harvey Grace zieht einen Vergleich zwischen Beethovens 32 Klaviersonaten und Rheinbergers 20 Orgelsonaten und betont dabei, dass beide Sammlungen für ihr jeweiliges Instrument außergewöhnlich und umfassend sind. Er wirft die provokante Frage auf, ob es wirklich zwanzig Beethoven-Sonaten gibt, die den Werken Rheinbergers überlegen seien. Trotz möglicher Einwände regt Grace damit eine Neubewertung des oft als konservativ geltenden Komponisten an. Heutzutage wird die Kirchenorgel häufig als veraltet betrachtet, was dazu führt, dass Komponisten wie Reger, Vierne, Widor und Rheinberger, die sich vor allem der Orgelmusik widmeten, weniger im Vordergrund stehen. Obwohl Rheinberger als angesehener Kompositionslehrer und Dirigent geschätzt wurde, blieb seine Vielseitigkeit außerhalb der Orgelwelt meist unbeachtet.

Geboren 1839 in Liechtenstein, zeigte Joseph Rheinberger bereits als Kind ein bemerkenswertes musikalisches Talent. Obwohl er als Wunderkind galt, musste sein Vater zunächst überzeugt werden, ihn zum Musikstudium nach München zu schicken. Dort erhielt Rheinberger Unterricht bei renommierten Lehrern und komponierte schon früh eigene Werke. Seine pädagogische Laufbahn führte ihn unter anderem ans Münchner Konservatorium, wo er Komposition unterrichtete. Als Lehrer hatte er großen Einfluss und vermittelte Schülern wie Humperdinck und Wolf-Ferrari musikalische Klarheit, ohne ihre Offenheit für Neues zu beeinträchtigen. Trotz zahlreicher Ehrungen empfand Rheinberger gegen Ende seines Lebens eine gewisse Niedergeschlagenheit, da er befürchtete, seine Musik sei aus der Zeit gefallen.

Die Suite für Orgel, Violine und Violoncello op. 149 demonstriert Rheinbergers Meisterschaft im Umgang mit musikalischen Formen und Themen. Seine Musik zeichnet sich durch geschickte Modulationen, klassisches Gleichgewicht in der Form und einen ausgeprägten lyrischen Ausdruck aus. Die sechs Stücke für Violine und Orgel op. 150 enthalten Variationen und traditionelle Formtypen, die Rheinbergers melodische Stärke und konstruktive Klarheit unterstreichen. Ausdruckskraft und Virtuosität verschmelzen in jedem dieser Stücke und spiegeln seinen unverwechselbaren Stil wider.