Von Beginn an hat John Potters Dowland Projekt aus unterschiedlichsten musikalischen Traditionen geschöpft, darunter auch denen der ‘Alten Musik’ und der Improvisation. Die hier vorliegenden “Night Sessions” verdeutlichen die improvisatorische Flexibilität und den Einfallsreichtum der Musiker, die hier neue Musik aus dem Moment heraus erschaffen – zum Teil mit mittelalterlicher Poesie als Inspirationsquelle und Orientierungspunkt.
Es gibt hier allerdings auch einige “Tages”-Stücke, die, wie Potter anmerkt, auf rudimentärer Notation beruhen: “Menino Jesus à Lapa” basiert auf Fragmenten portugiesischer Pilgerlieder, und “Theoleptus 22” ist um einen byzantinischen Cantus herum arrangiert, die Lautenfantasien beziehen ihre Anregungen aus Dalzas “Intabolatura de Lauto” (Venedig, 1508) und Attaignant’s „Tres breve et familiere introduction…a jouer toutes chansons" (Paris, 1529). Die ältesten Kompositionen auf diesem Album sind “Can vei la lauzeta mover”, ein Liebeslied des Troubadours Bernart de Ventadorn aus dem 12. Jahrhundert, und “Fumeux fume” von Solage, einem Avantgardisten des 14. Jahrhunderts. Im Übrigen sind hier zwei verschiedene Inkarnationen des Dowland Projects zu hören: die Originalbesetzung mit Potter, Stephen Stubbs und John Surman erweitert um Barry Guy und Maya Homburger, sowie das neuere Line-Up mit Miloš Valent an Violine und Bratsche.