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Beethoven, ein betagter Komponist, zeigte sich trotz seiner kompletten Taubheit mit fast fünfzig Jahren äußerst schaffenskräftig. Während Spekulationen umgingen, er hätte keine neuen Kompositionen mehr verfasst, widmete er sich gewaltigen Werken wie den Diabelli-Variationen, der Missa solemnis und der Neunten Sinfonie. Beethoven unterbrach sogar seine Arbeit an der Missa Solemnis, um sich im Jahr 1819 den Diabelli-Variationen zu widmen.
Die Diabelli-Variationen entstanden aus einem wohltätigen Projekt des Wiener Musikverlegers Anton Diabelli, der 1819 einen kurzen Walzer seiner eigenen Komposition an 50 in Österreich lebende Komponisten sandte. Jeder sollte eine einzige Variation beisteuern, die dann als Anthologie "Vaterländischer Künstlerverein" veröffentlicht werden sollte. Die Einnahmen waren für Witwen und Waisen der Napoleonischen Kriege bestimmt.
Zunächst war Beethoven verärgert, in solch ein Gemeinschaftsprojekt einbezogen zu werden, und bezeichnete Diabellis Thema abschätzig als "Schusterfleck", das unter seiner musikalischen Würde sei. Doch dann änderte er seine Meinung und beschloss, nicht nur eine einzelne Variation beizusteuern, sondern einen kompletten Variationszyklus zu komponieren.
Im Sommer 1819 hatte Beethoven bereits 23 Variationen fertiggestellt, legte das Werk dann jedoch fast vier Jahre beiseite. In dieser Zeit vollendete er die Missa Solemnis und komponierte seine letzten drei Klaviersonaten. Erst im Februar 1823 kehrte er zu den Variationen zurück und schloss den Zyklus im März oder April desselben Jahres ab.
Die erste Variation der Diabelli-Variationen bricht stark mit dem Walzer-Charakter des Themas. Sie präsentiert sich als kraftvoller, stark akzentuierter Marsch im 4/4-Takt, während das Original im 3/4-Takt steht. Dieser deutliche Bruch mit Diabellis Vorlage kündigt an, dass es sich nicht um bloße dekorative Variationen handeln wird. Musikwissenschaftler interpretieren diese erste Variation unterschiedlich – einige sehen darin einen feierlichen, großartigen Stil, andere eine Parodie auf die Schwächen des Themas.