Album insights
Das älteste erhaltene Musikstück, das speziell für ein Tasteninstrument geschrieben wurde, ist der aus England stammende Robertsbridge Codex aus dem Jahr 1360. Dieser Codex beinhaltet unter anderem die früheste bekannte Estampie für Tasteninstrumente, eine damals beliebte mittelalterliche Tanzform. Während der elisabethanischen Ära schufen Komponisten wie William Byrd, John Bull und Orlando Gibbons bedeutende Werke für Tasteninstrumente. 1783 entwickelte John Broadwood das moderne Klavier und sicherte sich das Patent für das Fortepedal. Dennoch fehlte in England zwischen dem 16. und 20. Jahrhundert eine durchgängige Tradition von Klaviermusik, auch wenn einzelne Künstler wie Sterndale Bennett und Pinto hervortraten.
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurden britische Komponisten zunächst durch Brahms und Wagner beeinflusst, bevor sie mit großer Begeisterung die impressionistischen Strömungen aus Frankreich aufnahmen. Die Kombination aus französischer Eleganz und deutscher Klangvorstellung führte im frühen 20. Jahrhundert zu einem eigenen britischen Musikstil.
Das vorliegende Recital versteht sich nicht als vollständige Übersicht englischer Klaviermusik, sondern als individuell zusammengestellte Auswahl, durch die der Zuhörer nach eigenem Interesse stöbern kann. Alan Rawsthorne schuf in den 1950er Jahren energiegeladene Werke; seine Bagatellen aus dem Jahr 1938, die er für Gordon Green komponierte, riefen bei diesem starke Erinnerungen an den Komponisten hervor.
Stephen Reynolds, selbst Komponist und Pianist, schrieb in den 1980er Jahren Werke, die im Kontrast zu seinen experimentelleren Kompositionen stehen. Seine von Delius beeinflussten Stücke eröffnen einen besonderen Blick in sein musikalisches Schaffen.
Stephen Houghs ungewöhnliche Miniaturen, in denen Buchstabenmotivik und Anklänge an Mendelssohn und Grieg auftauchen, sind voller Rätsel. Edward Elgars Klavierstücke zeichnen sich durch eine improvisatorische Note aus und spiegeln den Charakter seiner späten Werke wider. Granville Bantock und York Bowen repräsentieren verschiedene kompositorische Ansätze, während Frank Bridges Miniaturen eine nostalgische Stimmung verbreiten.
Die Study-Variations von Kenneth Leighton aus dem Jahr 1969 belegen sein außergewöhnliches Talent als englischer Komponist und Pianist. Die abwechslungsreiche Rhythmik und Harmonik dieser Etüden verdeutlicht Leightons musikalische Brillanz.