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Im Dezember 1922 hält Théodore Dubois in seinem privaten Tagebuch fest, dass er darauf hofft, seine Werke würden eines Tages von unabhängigen Künstlern und Kritikern neu gewürdigt werden – auch wenn er selbst diese Anerkennung nicht mehr erleben könne. Der Gedanke, dass sein künstlerisches Erbe nach seinem Tod gerecht beurteilt würde, bereitet ihm dennoch Freude.
Dubois, oft als der „Ungeliebte“ bezeichnet, verkörperte im Frankreich des Fin de siècle die offiziellen Kunstkreise. 1837 geboren, verband er großes musikalisches Talent mit einer engen Bindung an Tradition und Offenheit für zeitgenössische Strömungen. Als Direktor des Pariser Conservatoire und Mitglied des Institut de France genoss er eine herausragende Position. Trotz mancher Kritik an seiner Person blieb Dubois seinen Überzeugungen stets treu und engagierte sich zudem bei der progressiven Société Nationale de Musique.
Sein kompositorisches Schaffen umfasst eine breite Palette an Gattungen und Stilen, darunter konzertante Werke. Die Entwicklung seines Stils spiegelt sich etwa im Concerto-capriccioso, dem Klavierkonzert Nr. 2 in f-Moll und der Suite für Klavier und Streicher wider. In seinen Werken verband Dubois Klavier, Violine und Violoncello kunstvoll, inspiriert sowohl von Romantikern wie Schumann und Brahms als auch von Franck und Saint-Saëns.
Das 1876 entstandene Concerto-capriccioso zeichnet sich durch einen brillanten Klavierpart aus, während die Orchestrierung nicht ganz dasselbe Niveau erreicht. Das zweite Klavierkonzert in f-Moll, das 1898 von Clotilde Kleeberg uraufgeführt wurde, erntete viel Lob für seinen modernen Ton und die ausgewogene Gestaltung. Besonders der zweite Satz überzeugt durch sinnliche Melodien und raffinierte Variationen, das abschließende Allegro con fuoco wartet mit virtuosen Läufen und kontrapunktischen Passagen auf.
Im Jahr 1917, gegen Ende seines Lebens, entstand die Suite für Klavier und Streicher. In vier Sätzen vereint dieses Werk vielfältige Stimmungen, von symphonischer Tiefe bis hin zu französischer Noblesse und post-romantischer Leidenschaft, und demonstriert Dubois’ Vielseitigkeit und Innovationsgeist bis ins hohe Alter.
Obwohl seine Musik lange unterschätzt wurde, hinterließ Théodore Dubois ein reiches und facettenreiches Œuvre, das auch nach seinem Tod an Bedeutung gewann.