Album insights
Als Dmitri Schostakowitsch zehn Jahre alt war, stürzte der Zar in Russland. In den folgenden über zwanzig Jahren erlebte der junge Komponist zahlreiche dramatische Ereignisse: den Bolschewisten-Putsch, den frühen Tod seines Vaters, die Entbehrungen des Bürgerkriegs, die Umbrüche der Lenin-Zeit, Stalins Aufstieg zur Macht sowie eine turbulente Phase der Industrialisierung. Während seiner beruflichen Entwicklung wandelte sich Schostakowitsch vom musikalischen Wunderkind zu einem der bekanntesten Komponisten der Sowjetunion, der sich durch ein vielseitiges Schaffen in Symphonien, Opern, Balletten und Filmmusik auszeichnete. 1936 geriet er in Konflikt, als die Prawda seine Musik scharf angriff, was die parteiische Kontrolle über die Kultur im sowjetischen System deutlich machte. Trotz der politischen und persönlichen Schwierigkeiten blieb Schostakowitsch seinem Streben nach musikalischer Innovation treu. 1938 komponierte er sein erstes von insgesamt 15 Streichquartetten, die als Meilensteine der Kammermusik des 20. Jahrhunderts gelten und häufig mit den Quartetten Bartóks verglichen werden. Besonders durch die Zusammenarbeit mit dem renommierten Beethoven-Quartett intensivierte Schostakowitsch seine Beschäftigung mit diesem Genre. Seine Kompositionen zeichnen sich durch eine große emotionale Tiefe aus; das zweite Streichquartett etwa ist anspruchsvoller als das erste und führt durch eine vielschichtige musikalische Gefühlswelt. Das Klavierquintett in g-Moll, op. 57, wurde von Publikum und Kritikern gleichermaßen positiv aufgenommen und erhielt den höchsten Stalin-Preis. Ursprünglich als Streichquartett konzipiert, wandelte Schostakowitsch das Werk später in ein Klavierquintett um. Das Stück integriert stilistische Anklänge an Bach und eine neobarocke Ästhetik, die sowohl Interpretationen als auch Forschungen vielfältige Zugänge ermöglicht. Die unterschiedlichen Sätze spiegeln seine innere Auseinandersetzung wider und verdeutlichen seine Suche nach künstlerischer Reife und Weisheit in einer Zeit gesellschaftlichen und politischen Drucks.