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1580 schlug der angesehene Münchner Komponist Orlando di Lasso dem sächsischen Kurfürsten verschiedene Kandidaten für die vakante Position des Hofkapellmeisters vor. Unter den genannten Niederländern, die an zentralen europäischen Höfen tätig waren, hob er insbesondere Jacobus Regnart hervor, der als Komponist am Prager Hof von Kaiser Rudolf II. wirkte und sich durch seine weltlichen Musikwerke bereits einen Namen gemacht hatte. Kürzlich war Regnart zum Vizekapellmeister am kaiserlichen Hof befördert worden, was seine Eignung zusätzlich unterstrich.
Obwohl das Angebot aus Dresden sehr attraktiv war, entschied sich Regnart dagegen. Seine katholische Überzeugung könnte ihn davon abgehalten haben, da er am lutherischen Hof in Sachsen Schwierigkeiten befürchtete. Stattdessen blieb er in Prag tätig. Später folgte ein Wechsel an den Hof von Erzherzog Ferdinand II. in Innsbruck, wo er sich der Komposition geistlicher Werke widmete, um den religiösen Ambitionen des Erzherzogs gerecht zu werden.
Regnart pflegte weiterhin den Kontakt zu früheren Weggefährten und kehrte nach dem Tod Ferdinands II. im Jahr 1595 nach Prag zurück. Bei seiner Rückkehr brachte er rund dreißig mehrstimmige Messkompositionen mit, die er zur Veröffentlichung vorbereitet hatte. In diesen Messen verarbeitete Regnart unter anderem alte deutsche Osterlieder, deren Ursprünge bis ins 12. Jahrhundert reichen, und integrierte sie kunstvoll in die traditionelle Struktur des lateinischen Messordinariums.
Da Regnart als Fremder mit diesen Melodien nicht aufgewachsen war, griff er auf populäre Liederbücher und bereits vorhandene Werke zurück. Seine musikalische Sprache war eingängig und zog auch Hörer an, die der protestantischen Musik gegenüber offen waren. Durch unterschiedliche musikalische Formen und Techniken gelang es ihm, alte Kirchenliedmelodien auf innovative Weise mit vielstimmigen Sätzen zu verbinden.
Zusätzlich trug Regnarts Fähigkeit zur Neuinterpretation italienischer Lieder mit eingängigen deutschen Texten und seine gelungene Zusammenarbeit mit Dichtern zu seiner Popularität bei. Er verstarb 1599 in Prag, bevor die Messen im Druck erschienen. Seine Witwe Anna und die Kinder führten die Veröffentlichung fort und widmeten die gedruckten Werke bedeutenden katholischen Fürsten.