Zu den Inhalten springen
Jonathan Dove: Choral Music

Jonathan Dove: Choral Music

Wells Cathedral Choir, Matthew Owens

Dauer 71 Min

Album insights

Nachdem die British Library im Jahr 1912 das Manuskript Add MS 38539 erworben hatte, wurde zunächst angenommen, die Initialen „ML“ auf dem Umschlag könnten auf Matthew Locke verweisen. Später stellte sich jedoch heraus, dass diese Prägung bereits vor Lockes Geburt angebracht wurde, woraufhin das Manuskript wieder seinen sachlichen Katalogtitel erhielt. Während der historischen Aufführungsbewegung erhielt das Werk schließlich den Namen „Sturt-Lautenbuch“, da vermutet wurde, der Lautenist Sturt, der für Prinz Heinrich tätig war, habe es in den 1620er Jahren zusammengestellt. Robert Spencer bezeichnete es in seiner Faksimileausgabe von 1985 schlicht als „ML“ und brachte vorsichtig eine Verbindung zu einer „Margaret“ ins Spiel, deren Name auf mehreren Seiten auftaucht.

Es wird angenommen, dass einige der Stücke in dem Buch aus Margarets Lautenstunden stammen könnten – möglicherweise unterrichtet von Sturt oder einem Mitglied des Hofes von Jakob I. Besonders auffällig ist die Zusammenarbeit vieler Beteiligter: Fünfzehn verschiedene Schreiber trugen gleichzeitig Musik ein und gaben das Manuskript weiter. Der musikalische Inhalt reicht von Passagen im Stil der Renaissancediminution bis hin zu neueren Spieltechniken, bei denen der Daumen lediglich für den Bass eingesetzt wird.

Charakteristisch für die Sammlung ist das Stück „The Flying Horse“, das als „Das geflügelte Pferd“ die Grundidee des Buches widerspiegelt. Der mythologische Pegasus steht hier sinnbildlich für die Musik, die sich durch einen Ostinato-Bass und einen inspirierenden, exotischen As-Dur-Akkord auszeichnet. Diese Mischung repräsentiert den stilistischen Facettenreichtum und die Verbindung vergangener Epochen.

Die Verzierungen im „ML“-Buch zeigen eine Mode, die nicht nur den musikalischen Ausdruck verstärkte, sondern auch das emotionale Potenzial der Laute hervorhob. Besonders die mit der linken Hand ausgeführten Verzierungen galten als Ausdrucksträger und wurden oft mit der französischen Lautenschule assoziiert. Die Analyse dieser Techniken verdeutlicht die Entwicklung der musikalischen Ausdrucksmöglichkeiten und die Vielfalt der Klangfarben, die auf der Laute erzeugt werden konnten.

Werke von Komponisten wie Robert Johnson und Robert Dowland, darunter „The Battle Galliard“, stehen exemplarisch für die Kreativität und Ausdrucksstärke jener Zeit. Diese Stücke spiegeln kulturelle Spannungen wider und zeugen von der Bedeutung der französischen Tanzmeister, die mit ihren Melodien und Techniken das aristokratische Musikleben prägten.

Traditionelle Lieder und Melodien, wie „The Noble Man“, wurden in das Repertoire aufgenommen und belegen die Vielfalt und Besonderheit der Musik dieser Epoche. Viele dieser Stücke waren eng mit damaligen Theateraufführungen und gesellschaftlichen Ereignissen verbunden. Insgesamt demonstriert die Sammlung die künstlerische Blüte jener Zeit und unterstreicht die fortwährende Bedeutung dieser Musik bis in die Gegenwart.