Album insights
York Bowen kam am 22. Februar 1884 in Crouch Hill, London, als jüngster Sohn des Mitinhabers der Whiskyfirma Bowen & McKechnie zur Welt. Bereits früh zeigte sich sein musikalisches Talent, sodass er nach erstem Unterricht bei seiner Mutter das North Metropolitan College of Music besuchte und bereits im Alter von acht Jahren mit einem Klavierkonzert von Dussek auftrat. Nach weiteren Studien bei Alfred Izard am Blackheath Conservatoire erhielt er mit vierzehn Jahren das Erard-Stipendium und wurde an der Royal Academy of Music aufgenommen, wo er Klavier bei Tobias Matthay und Komposition bei Frederick Corder studierte.
Während des Ersten Weltkriegs diente Bowen als Hornist und Bratschist in einem schottischen Musikregiment. Nach Kriegsende kehrte er an die Royal Academy zurück, wo er 1909 eine Professur für Klavier übernahm und diese Position fünf Jahrzehnte lang innehatte.
Bowen war ein vielseitiger Komponist, dessen Werk weit über die oft gezogene Parallele zum „englischen Rachmaninow“ hinausgeht. Seine Kammermusik zeugt von profundem Instrumentenwissen, während seine Miniaturen anspruchsvolle Konzertstücke darstellen. Bekannte Werke wie „Melody for the G string“ und „Albumleaf“ zeigen Bowens Sinn für Eleganz und Ausdrucksstärke. Auch in unveröffentlichten Stücken wie der „Romance“ wird sein Talent deutlich.
Bowens Kompositionsstil vereint technische Brillanz und emotionale Tiefe. Seine Vielseitigkeit und Virtuosität spiegeln sich in Werken wie „Valse harmonique“ und „Serenade“ wider. Besonders mit der von Walter Willson Cobbett in Auftrag gegebenen Phantasie in e-Moll op. 34, die 1911 entstand, bewies er seine Fähigkeit, thematische Entwicklungen organisch miteinander zu verbinden und komplexe Strukturen zu formen. Auch die Violinsonate in e-Moll op. 112 steht für Bowens prägnante und konzentrierte musikalische Entwicklung.
Bis zu seinem Tod am 23. November 1961 in London blieb Bowen seiner künstlerischen Linie treu. Trotz häufiger Vergleiche mit anderen Komponisten hinterließ er ein eigenständiges, facettenreiches Werk, das seine schöpferische Individualität unterstreicht.