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Chopin: Chamber Music

Chopin: Chamber Music

Garrick Ohlsson

Dauer 77 Min

Künstler:innen


Album insights

In seiner Einführung zu "Béla Bartók Masterpieces for the Piano" erläutert Bartók, dass die Bagatellen eine bewusste Abkehr vom romantischen Klavierstil des 19. Jahrhunderts darstellen. Die Stücke markieren einen bedeutenden Schritt in der Entwicklung seiner musikalischen Ausdrucksweise, wobei insbesondere in den Bagatellen 5 und 6 die Integration ungarischer und slowakischer Volksmelodien einen innovativen Ansatz erkennen lässt.

Gleich zu Beginn der Sammlung experimentiert Bartók mit einer radikalen Haltung zur Tonalität, etwa indem er in der ersten Bagatelle für jede Hand unterschiedliche Vorzeichen wählt – vier Kreuze rechts, vier B links. Dies zählt zu den frühesten Versuchen eines europäischen Komponisten mit Bitonalität, wie Bartók später anmerkte. Die zweite Bagatelle wird von einer chromatischen Melodie eingerahmt, die sich über wiederholte große Sekunden erstreckt und als Symmetrieachse fungiert. In der dritten Bagatelle erzeugt die rechte Hand mit einer fortlaufenden chromatischen Figur einen dichten Klangnebel, während die linke Hand eine ausdrucksstarke, karge Melodie spielt, die besonders den Ton Fis hervorhebt und zur Tonart C in Spannung steht.

Die vierte und fünfte Bagatelle greifen Volksliedmelodien auf: Nummer vier basiert auf einem ungarischen Lied, das Bartók 1907 notierte und das vom Kummer eines Kuhhirten erzählt. Die fünfte Bagatelle orientiert sich an einem slowakischen Lied, das Bartók 1908 in Grlica hörte; sie schildert die Geschichte eines Jungen, der vor dem Haus einer Sängerin eine weiße Rose pflanzt. Beide Melodien sind pentatonisch geprägt und bestimmen maßgeblich die Satztechnik, wobei in der fünften Bagatelle ein rasches Ostinato auf dem g-Moll-Septakkord dominiert.