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Chopin: Complete Mazurkas, Vol. 2

Chopin: Complete Mazurkas, Vol. 2

Garrick Ohlsson

Dauer 70 Min

Künstler:innen


Album insights

Johann Sebastian Bach benötigt keine detaillierte Einführung für die Hörer dieser CD, jedoch könnte dies bei Eugen d'Albert (1864–1932) der Fall sein. Obwohl d'Albert heute nicht allgemein bekannt ist, gehörte er zu seinen Lebzeiten zu den gefeiertsten Pianisten und international anerkannten Komponisten. Seine Oper Tiefland (1903), ein dramatisches Werk des Verismo, blieb in Deutschland als Repertoire-Stück bestehen, trotz möglicher Probleme unter Hitlers Regime.

Das Privatleben von d'Albert ähnelte einer Seifenoper, wobei seine zahlreichen Ehen seine beruflichen Leistungen in den Schatten stellten, vergleichbar mit Heinrich VIII. von England. Mit sechs Ehefrauen übertraf d'Albert beinahe Heinrichs Bilanz. Seine Vorliebe für Frauen ließ die Diskussionen über seine musikalischen Werke oft in den Hintergrund treten. Der humorvolle Vergleich, so viele Frauen zu ehelichen wie Beethoven Symphonien komponierte (die neunte mit Chor), zeigte d'Alberts ironische Haltung zu seiner Heiratslust.

Die vielschichtige Nationalität und das musikalische Talent führten d'Albert von Schottland nach Deutschland. Seine patriotische Korrespondenz und die Ablehnung der Bezeichnung "englischer Pianist" verdeutlichten seine Verbundenheit zur deutschen Kultur. Trotz anfänglicher diplomatischer Herausforderungen konzentrierte sich d'Albert auf seine "Germanisierung", was seine Wahrnehmung in Großbritannien prägte.

D'Albert und Busoni waren bedeutsame Bearbeiter von Bachs Musik ihrer Generation. Ihre unterschiedlichen Herangehensweisen zeigten sich besonders in der Adaptation von Bachs Werken. D'Alberts Transkriptionen wiesen oft schlichtere Strukturen auf und waren zurückhaltender im Klangbild verglichen mit Busonis imposanten Arrangements.

Letzten Endes ist es eine persönliche Entscheidung, welche Art der Bach-Transkription man bevorzugt. Während Busoni den Orgelklang imitierte und beeindruckende Stücke schuf, die perfekt für Klavierabende waren, blieb d'Albert näher an Bachs Originalkompositionen. Obwohl Busonis Bearbeitungen in den vergangenen hundert Jahren mehr Anerkennung fanden, könnten d'Alberts Adaptionen ebenfalls großen Anklang finden, wären sie bekannter.