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Dowland: The Art of Melancholy – Lute Songs

Dowland: The Art of Melancholy – Lute Songs

Iestyn Davies, Thomas Dunford

Dauer 77 Min

Album insights

Oft wird das Glück an Orten gesucht, an denen wir uns gerade nicht befinden – so wird es in den letzten Zeilen von „Der Wanderer“ (erstes Stück) und „Der Pilgrim“ (sechzehntes Stück) beschrieben. Dieses Motiv, das in der deutschen Romantik immer wiederkehrt, stellt den entwurzelten Außenseiter dar, der am Rande der Gesellschaft steht, sei es aus eigenem Entschluss oder durch die Umstände des Lebens. Eine vergleichbare Stimmung herrscht auch in Goethes Figuren wie dem Harfner und Mignon oder in den einsamen Gestalten von Caspar David Friedrich. Besonders in Schuberts „Winterreise“ und seinen Liedern über das Wandern spiegelt sich diese Mischung aus Melancholie, Ruhe und dem Verlangen nach einer unerreichbaren Fremde wider.

Schubert lebte überwiegend in Wien, empfand jedoch das gesellschaftliche Klima unter Metternich nach dem Wiener Kongress als bedrückend. In diesem repressiven Umfeld fanden Schubert und seine Weggefährten Halt in gemeinsamen politischen wie künstlerischen Idealen und pflegten ihre Freundschaft, was sich in den Schubertiaden äußerte. Die Distanz zwischen Kunst und Realität, wie auch zwischen Künstler und Gesellschaft, wird in Schuberts Liedvertonungen sichtbar.

Für Florian Boeschs Vortrag wurde der Epigraph aus Schuberts erfolgreicher Vertonung von „Der Wanderer“ (1816) gewählt. Die damalige Zeit spiegelt sich in Schuberts Musik wider, die Romantik und Schwermut zusammenführt. In geselligen Zusammenkünften suchten Schubert und seine Freunde Zuflucht in ihren künstlerischen und politischen Idealen. Die musikalische Gestaltung der Lieder, besonders Melodie und Harmonie, passten sich stets neuen Texten an.

Zu Schuberts engstem Freundeskreis gehörten Persönlichkeiten wie Franz von Schober, Johann Michael Vogl und Johann Mayrhofer, dessen Dichtungen Schubert zu vielen Liedern inspirierten. In der Auswahl finden sich Mayrhofer-Lieder aus dem Heliopolis-Zyklus von 1822, die Schuberts wachsende Bedeutung in Wien und der Umgebung – nicht zuletzt durch Künstler wie Vogl – belegen.

Schuberts Lieder greifen Themen wie Natur, Heimweh und die Sehnsucht nach Frieden auf. Werke wie „Der Schiffer“ oder „Das Heimweh“ zeigen, wie gekonnt Schubert Gefühle musikalisch ausdrückt. Seine Vertonungen nach Texten berühmter Dichter wie Goethe und Schiller verdeutlichen die Vielseitigkeit und Kreativität des Komponisten.

Mit seiner Musik eröffnet Schubert dem Publikum neue Klangwelten – sei es die Suche nach einer idealen Welt, die Sehnsucht nach der Antike oder das Ringen mit eigenen Krisen. Seine Gedichtvertonungen sind häufig Spiegel der geistigen Strömungen seiner Zeit und gelten als Höhepunkte der romantischen Liedkunst.