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Handel: Il trionfo del Tempo e del Disinganno

Handel: Il trionfo del Tempo e del Disinganno

Academia Montis Regalis, Alessandro de Marchi

Dauer 138 Min

Album insights

Im 16. Jahrhundert fungierte die Violine vorrangig als Ensembleinstrument und übernahm die Sopranstimme in der Violinenfamilie, wobei sie hauptsächlich bei Tanzmusik zum Einsatz kam. Die Entwicklung eines Solorepertoires begann erst nach 1600, als man die Violine in gemischten Instrumentalensembles einsetzte. Dieser Wandel führte dazu, dass das Instrument auf bedeutenderen musikalischen Bühnen wie Orgeltribünen und in virtuosen Ensembles an europäischen Fürstenhöfen präsentiert wurde. Das neue italienische Solorepertoire bestand überwiegend aus Sonaten, die sich von den traditionellen Formen des 16. Jahrhunderts lösten. Deutsche Geigenkomponisten hingegen blieben der Tanzmusik treu und integrierten häufig das Basso ostinato in ihre Sonatenwerke. Bis zum Ende des 17. Jahrhunderts bevorzugten deutsche Tonschöpfer in ihren Kompositionen einfache, sich wiederholende Akkordfolgen.

Ein markanter Unterschied zwischen italienischer und deutscher Violinmusik zeigt sich auch in den Anforderungen an technische Virtuosität. Während italienische Komponisten zu Beginn des 17. Jahrhunderts mit Akkorden und hohen Positionen experimentierten, verlagerten sie ihren Fokus zunehmend auf den reinen musikalischen Ausdruck. Deutschsprachige Komponisten steigerten dagegen um 1700 die virtuosen Ansprüche erheblich durch den Einsatz von Doppel- und Dreifachgriffen. Auch Techniken wie die Skordatur wurden genutzt, um Akkordspiel zu erleichtern und spezifische Klangfarben in bestimmten Tonarten zu erzeugen. Bei deutschen Komponisten verlor die Skordatur um 1700 an Beliebtheit, da sie begannen, zwischen verschiedenen Tonarten zu modulieren.

Die Suiten von Johann Paul von Westhoff aus dem Jahr 1697 stehen in der deutschen Tradition und haben als frühe Sammlung unbegleiteter Violinstücke besondere Bedeutung. Diese Werke werden oft als Inspiration für Bachs Soloviolinwerke betrachtet, obwohl ihre Strukturen und Harmonien weniger komplex sind als Bachs Partiten. Westhoff komponierte vorwiegend in fortlaufenden Akkorden und mied komplizierte italienische Harmonien, die deutsche Komponisten erst im 18. Jahrhundert übernahmen. Heinrich Bibers unbegleitete Passacaglia in g-Moll, die um 1675 in Salzburg entstand, demonstriert eindrucksvoll seinen innovativen Umgang mit der Skordatur und die künstlerische Umsetzung biblischer Themen in seinen Sonaten. Der neapolitanische Geiger und Komponist Nicola Matteis erregte ab etwa 1670 in England durch seine beeindruckende Technik und sein lebhaftes Spiel Aufmerksamkeit. Seine in den "Ayrs for the Violin" veröffentlichten Stücke boten vielfältige Aufführungsmöglichkeiten und offenbarten sein Talent, abstrakte und tänzerische Formen miteinander zu verbinden.