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Als junger Organist in Mühlhausen zeigte Bach Unmut gegenüber der Stadtverwaltung wegen theologischer Konflikte und finanzieller Engpässe. Sein künstlerisches Bestreben war die Entwicklung einer strukturierten Kirchenmusik zur Ehre Gottes. Diese Vision konnte er erst verwirklichen, als er 1723 die Position des Thomaskantors in Leipzig übernahm. Zwischen 1714 und 1716 wirkte Bach als Konzertmeister in Weimar, wo er monatlich eine Kantate für die herzogliche Kapelle von Wilhelm Ernst von Sachsen-Weimar schuf. Aus dieser Schaffensperiode stammen seine frühesten erhaltenen Solokantaten BWV199 und BWV54.
Für einen talentierten Knaben-Alt komponierte Bach in Weimar vermutlich 1715 die Solokantate "Widerstehe doch der Sünde". In der Partitur betonte er die lutherische Mahnung vor der Sünde. Diese Komposition für den dritten Passionssonntag zeichnet sich durch ihren dissonanten, unnachgiebigen Stil aus. Durch kontrapunktische Elemente unterstrich Bach das Thema der Beständigkeit gegen Verlockungen. Die Musik reflektiert den innerlichen Konflikt zwischen Sünde und Glauben.
Während seiner Zeit im Dienst von Wilhelm Ernst von Sachsen-Weimar schuf Bach Bearbeitungen der Concerti "Avec plusieurs instruments", die er 1721 dem Markgrafen von Brandenburg zusandte. Die Kantate "Ich liebe den Höchsten von ganzem Gemüte" präsentierte er erstmals 1729 in Leipzig. Diese festliche Komposition zeigt Bachs Geschick in der Erweiterung der Instrumentierung, wodurch ein vielschichtiger Klangteppich entstand. Durch den Einsatz von Corni da caccia, Oboen und Fagott erschuf er ein beeindruckendes kontrapunktisches Werk.
Bachs Kantaten mit instrumentaler Begleitung dienten sowohl in Weimar als auch später in Leipzig als musikalische Interpretationen der Evangeliumslesungen im Gottesdienst. Zwischen 1723 und 1727 komponierte Bach drei Kantatenzyklen und begann sogar einen vierten. Er übernahm die Textauswahl, Komposition und Probenleitung, um sonntags die Aufführung zu dirigieren. Bach erschuf anspruchsvolle geistliche Musik von technischer und ausdrucksstarker Brillanz ohne Vergleich.
Für einen außergewöhnlichen Knaben-Alt im Leipziger Chor komponierte Bach weitere Solokantaten. Die 1726 erstmals aufgeführte Kantate "Vergnügte Ruh', beliebte Seelenlust" präsentiert einen intimen Dialog zwischen Musik und Text. Diese Komposition spiegelt die tiefe spirituelle Kraft in Bachs Musik wider und demonstriert seine hohe Sensibilität, Textinhalte durch Melodien auszudrücken.
Die Kantate "Falsche Welt, dir trau ich nicht!" wurde 1726 in Leipzig uraufgeführt und behandelt die Thematik der Feindseligkeit gegenüber religiösen Werten. In der Sinfonia verwendete Bach das Allegro des Brandenburgischen Konzerts Nr. 1, um die Botschaft der Kantate zu verstärken. Die Besetzung mit zwei Corni da caccia und drei Oboen verleiht dem Werk eine eindringliche Klangfarbe und kontrapunktische Finesse.
Bachs Kantate "Ich habe genug", BWV82, ist eine tiefgründig emotionale Komposition, die melancholisch die Themen Tod und Erlösung betrachtet. Die Musik verbindet sich intensiv mit dem Text, der die menschliche Vergänglichkeit und das Verlangen nach himmlischer Ruhe thematisiert. Bachs musikalische Gestaltung schenkt dem Werk eine einzigartige Schönheit und bewegende Tiefe, die noch heute fasziniert.