Album insights
Joseph Achron, geboren 1886 in Lazdijai, damals Teil des Russischen Kaiserreichs und heute Litauen, war ein herausragender Geiger und Komponist des 20. Jahrhunderts. Als zweites von vier musikalischen Kindern begann seine musikalische Erziehung bereits früh – im Alter von fünf Jahren erhielt er ersten Unterricht von seinem Vater, einem Amateurgeiger und Kantor. 1890 zog seine Familie nach Warschau, wo Achron bei Isidor Lotto studierte. Mit sieben Jahren schrieb er sein erstes Werk, ein Wiegenlied, und trat öffentlich auf, wobei sein außergewöhnliches Talent rasch erkannt wurde. Bereits als Neunjähriger gab er sein erstes öffentliches Konzert. Am Sankt Petersburger Konservatorium perfektionierte er sein Können bei Leopold Auer und Anatoli Ljadow und schloss 1904 mit höchster Auszeichnung ab.
Nach dem Studium begann Achron in Berlin eine erfolgreiche Laufbahn als Solist und wurde von bedeutenden Musikern, darunter Joachim, geschätzt. Er komponierte zahlreiche Salonstücke wie „Souvenir de Varsovie“ und „Coquetterie“, die Eleganz mit Virtuosität verbanden. Zwischen 1906 und 1907 entstanden seine Suiten op. 21–23, die seine Weiterentwicklung und die Auseinandersetzung mit zeitgenössischen Strömungen, etwa dem Neoklassizismus, verdeutlichen. In seinem Schaffen vereinte er spätromantische Ausdrucksformen mit modernen Elementen und griff Entwicklungen bedeutender Komponisten wie Strawinsky und Ravel auf.
Im Jahr 1916 widmete sich Achron mit dem Prélude op. 38 einem avantgardistischen Stil als Hommage an Skrjabin. Die Suite bizarre op. 41 zeigt seinen experimentellen Zugang und Einflüsse von Bartók und Strawinsky. Anspruchsvolle Technik und eine disziplinierte Verarbeitung musikalischer Ideen prägen die einzelnen Sätze. In seinen Werken suchte Achron stets nach einer Synthese aus traditionellen und modernen Ausdrucksweisen.
1930 emigrierte Achron in die USA, wo er die Musikszene mit Violinwerken und Bühnenmusik, darunter die Golem-Suite für das jiddische Theater, bereicherte. Diese Zeit war von künstlerischer Vielfalt und weiterer schöpferischer Entfaltung geprägt. Sein kompositorisches Erbe reicht von frühen romantischen Werken über jüdisch inspirierte Musik bis hin zu modernen, avantgardistischen Stücken.
Auch nach seinem Tod 1943 bleibt Joseph Achrons Einfluss auf die Musikgeschichte erhalten. Sein reiches Œuvre wird weiterhin von Künstlern wie Hagai Shaham und Arnon Erez interpretiert und erforscht, wodurch sein Vermächtnis lebendig bleibt.