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Liszt: Complete Piano Music 53 – Music for Piano & Orchestra I

Liszt: Complete Piano Music 53 – Music for Piano & Orchestra I

Leslie Howard, Budapest Symphony Orchestra, Karl Anton Rickenbacher

Dauer 159 Min

Album insights

In Frankreich wird der Beginn einer neuen künstlerischen Empfindsamkeit generell nach dem Tod Victor Hugos (1885) datiert. Die musikalische Wandlung setzte jedoch zu unterschiedlichen Zeitpunkten ein. Schon 1871 entstand mit der Société nationale de musique eine Organisation, die französische Kammer- und Orchestermusik von der Dominanz der Oper befreite. Die Entfaltung einer eigenständigen, nicht deutsch beeinflussten Klangsprache benötigte jedoch weitere Zeit.

César Franck betrachtete diese Veränderung hauptsächlich als Ausdruck von Selbstvertrauen statt bloßer technischer Verfeinerung. Nach Jahren der geistlichen Komposition wandte er sich weltlichen Werken zu, wobei ihn "la bande à Franck", eine Gruppe loyaler Schüler, ermutigte, seinen eigenen künstlerischen Pfad zu beschreiten. Franck, ein Organist mit bedeutendem Erbe, schuf wichtige Kompositionen wie das 1880 erstmals aufgeführte Klavierquintett. Die Uraufführung der ersten Violinsonate von Saint-Saëns im Oktober 1885 regte Franck an, sich mit neuen musikalischen Ideen auseinanderzusetzen.

Während Saint-Saëns' Sonate energisch beginnt, lässt Franck seine Musik in einer verträumten Atmosphäre verweilen. Die ersten Klänge erinnern an die "Mondscheinsonate", und sein ungewöhnlicher struktureller Ansatz unterstreicht Francks Originalität. Die später vollendete Vierne-Sonate demonstriert mit ihrem kontrapunktischen Fugensatz und thematischem Reichtum Viernes Fähigkeiten und Ausdruckskraft. In jedem Satz seiner Sonate offenbaren sich Viernes Humor, raffinierte Kompositionstechnik und dramatische Spannungsbögen.

Der angesehene Geiger und Komponist Eugène Ysaÿe schlug mit seinem Poème élégiaque eine neue Richtung ein, inspiriert von Shakespeares Romeo und Julia. Die dunklen Klangfarben und dramatischen Wendungen reflektieren die tragische Gruftszene, während die leitmotivische Gestaltung und Harmonik an Fauré erinnern. Ysaÿes Werk verbindet traditionelle Techniken mit innovativen Modulationen und erschafft dadurch eine einzigartige Klangwelt.

Diese Kompositionen, die das musikalische Schaffen des 19. Jahrhunderts würdigen, zeichnen sich durch komplexe Strukturen und ernsthafte Ausdruckskraft aus. Trotz Kritik einiger Avantgardisten wie Jean Cocteau bilden sie eine Verbindung zwischen Tradition und Moderne. Das Nocturne von Lili Boulanger, obwohl nicht im Zusammenhang mit dieser Bewegung entstanden, deutet mit seinen klaren Linien und ironischen Elementen auf einen Wandel in der französischen Musiklandschaft hin.

Und jetzt, nach diesem musikalischen Festmahl, vielleicht ein Sorbet?