Album insights
Die Musik von Carl Philipp Emanuel Bach ermöglicht eine neue Betrachtungsweise der oft vereinfachten Grenzziehung zwischen "Barock" und "Klassik", die durch die moderne Standardisierung des Konzertrepertoires entstanden ist. Das Jahr 1750, in dem Johann Sebastian Bach verstarb, wird häufig als Endpunkt der Barockepoche angesehen, wobei er selbst als untypischer Barockkomponist gilt. Die klassische Periode erreichte ihren Höhepunkt etwa um 1770 mit den späteren Kompositionen Haydns. Für die Zeit zwischen diesen Epochen wurden Bezeichnungen wie "Übergangsperiode", "Rokoko" oder "Vorklassik" eingeführt, die jedoch oft als unzureichend empfunden werden. C.Ph.E. Bachs "Württembergische Sonaten" aus den Jahren 1742-1743 lassen sich nicht einfach als Übergangswerke klassifizieren, da ihre Komposition zu überzeugend und schön ist. Diese Musik unterscheidet sich fundamental vom Hochbarock und stellt unsere kategorischen Einordnungen in Frage. Die a-Moll-Sonate präsentiert eine kämpferische Geste und eine neuartige musikalische Ausdrucksweise. Der erste Satz zeichnet sich durch wechselnde Stimmungen und virtuose Ausführung aus, während das Andante kammermusikalischen Charakter besitzt. Der dritte Satz besticht durch seine animalistische Turbulenz und Lebhaftigkeit. In der As-Dur-Sonate demonstriert Bach seine Fähigkeit, die Nuancen der menschlichen Stimme auf dem Cembalo nachzuahmen. Die Sätze sind geprägt von Stimmungswechseln und dramatischen Elementen, die Bachs einzigartige musikalische Persönlichkeit widerspiegeln. Der Schlusssatz erinnert an einen aufklärerischen Totentanz, ähnlich Scarlattis Feuerwerk. Die e-Moll-Sonate spielt gekonnt mit den Erwartungen der Zuhörer und verbindet melodische Vielfalt mit einem empfindsamen Stil. Die B-Dur-Sonate verkörpert das Erhabene und Reizvolle des 18. Jahrhunderts mit melodischer Klarheit und struktureller Verspieltheit. Fugale Elemente betonen emotionale Intervalle, während das Allegro durch neue melodische Sprünge gekennzeichnet ist. Zu den sonnigsten Werken dieser Zeit zählt die Es-Dur-Sonate, die durch ihre melodischen Konturen und emotionale Ausdruckskraft überzeugt. Bachs Vielseitigkeit und seine musikalische Vorwegnahme neuer Entwicklungen zeigen sich besonders in der h-Moll-Sonate. Nach einem dramatischen ersten Satz folgt ein zärtlicher zweiter Satz und ein virtuoser dritter Satz. Die Sonate schließt mit einer zweistimmigen Invention, die dem Hochbarock Tribut zollt. Bachs Kompositionen vereinen Dramatik, Virtuosität und innovative Elemente in einer Weise, die bis heute faszinierend wirkt.