Album insights
Paul Hindemith zählte zu den vielseitigsten Komponisten und beherrschte zahlreiche Instrumente. Ursprünglich begann er mit der Geige, wurde bereits mit 19 Jahren Konzertmeister am Frankfurter Opernorchester und wandte sich später der Bratsche zu. International erlangte er sowohl als Solist als auch als Kammermusiker große Bekanntheit. Seine Kompositionen für Violine dokumentieren unterschiedliche Phasen seiner musikalischen Entwicklung – sie reichen stilistisch von der Spätromantik bis hin zu barocken Einflüssen.
Die Violinsonate in Es-Dur op. 11 Nr. 1 eröffnete eine Reihe von sechs Sonaten für Streichinstrumente, die Hindemith ab 1918 komponierte. In diesen Werken löste er sich von romantischen Konventionen und bot den Musikern die Freiheit, aus den Sonaten auszuwählen. Die Sonaten markieren den Übergang von der Romantik hin zu moderneren Ausdrucksformen.
Die Uraufführung der Es-Dur-Sonate fand 1919 in Frankfurt statt und führte zu einer Zusammenarbeit mit dem Schott-Verlag. Im ersten Satz, der von Lebendigkeit und Rhythmus geprägt ist, lässt sich Debussys Einfluss erkennen, wohingegen der zweite Satz als langsamer, fast gespenstischer Tanz erscheint und eine geheimnisvolle Atmosphäre schafft.
Die Violinsonate in D-Dur op. 11 Nr. 2 zeichnet sich durch größere Breite sowie romantische und Debussy-nahe Züge aus. Der Kopfsatz „Mit starrem Trotz“ lebt von Kontrasten zwischen kämpferischen und eleganten Themen, während der langsame Satz lyrisch beginnt und sich zu leidenschaftlichen Melodien steigert.
Mit der Violinsonate in E-Dur aus dem Jahr 1935, die von Stefan Frankel und Maroussia Orloff erstmals in Genf gespielt wurde, hatte Hindemith seinen Stil weiterentwickelt und kehrte zu expressiveren Klängen zurück. Diese Entwicklung brachte ihn in Konflikt mit dem NS-Regime, das sowohl die Aufführung seiner Werke im Rundfunk untersagte als auch zu seiner Emigration führte.
Die Violinsonate in C-Dur von 1939, eines seiner gelungensten Werke, wurde erst 1944 in Lissabon uraufgeführt. Die Exilzeit war für Hindemith besonders produktiv; sie brachte zahlreiche neue Stücke für verschiedene Instrumente hervor, in denen sich starke Spannung und Dramatik widerspiegeln.
Die dreisätzige C-Dur-Sonate steigert sich in Länge und Intensität: Der erste Satz ist energiegeladen, der zweite getragen und ruhig; den Abschluss bildet eine majestätische Fuge, in der motivische Ideen kunstvoll verwoben werden und die in einen triumphalen Schluss mündet.
Diese Kompositionen verdeutlichen Hindemiths musikalische Wandlung, seinen Umgang mit den Herausforderungen seiner Zeit und sein Streben nach einer Musik, die über den Zeitgeist hinaus Bestand hat.