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Das Interesse an Liszts Oratorien erlebt derzeit eine bemerkenswerte Wiederbelebung, nachdem diese Werke über lange Zeit hinweg wenig Beachtung fanden. Die Popularität der meisten Werke dieses Genres bleibt jedoch gering; hohe Aufführungskosten und das Verschwinden einst gefeierter Kompositionen wie Mendelssohns 'Paulus' aus dem Konzertrepertoire spielen dabei eine Rolle. Selbst bedeutende Oratorien sind heute seltener vertreten als in früheren Zeiten, als regelmäßig neue Partituren veröffentlicht wurden, und die Tonträgerindustrie konnte diesen Rückgang kaum ausgleichen.
Liszt selbst maß seinen Messen und Oratorien große Bedeutung bei, widmete ihnen viel Sorgfalt und unterzog sie wiederholten Überarbeitungen. Sein erstes Oratorium, 'Die Legende von der heiligen Elisabeth', entstand nach dem erfolgreichen Abschluss seiner großen Orchestermesse zur Weihe der Basilika in Gran. Dieses Werk zeichnete sich durch opernhafte Elemente und die Verwendung von Leitmotiven aus. Die Klavierfassung unterschied sich deutlich von der reinen Orchesterpartitur und zeugte von großer gestalterischer Raffinesse. Auch in den Orchestersätzen seines Christus-Oratoriums zeigte sich Liszts kompositorische Meisterschaft. Im Aufbau unterscheidet sich 'Christus' wesentlich von der 'Legende von der heiligen Elisabeth', da es verschiedene Abschnitte wie das Weihnachtsoratorium sowie Passion und Auferstehung umfasst.
Rund zwölf Jahre lang arbeitete Liszt an der 'Legende von der heiligen Elisabeth', die das Leben einer ungarischen Landgräfin thematisiert. Er plante dabei, nationale Melodien einzubinden. Obwohl das Oratorium unvollendet blieb, veröffentlichte Liszt einzelne Fragmente und Polonaisen, die einen feierlichen und patriotisch-religiösen Charakter tragen. Diese Polonaisen zählen heute zu den wichtigen Werken seines Klavierrepertoires und zeigen die Entwicklung seines späteren Stils.