Album insights
Orlando di Lasso, der als angesehener Sänger sowie als Hofkomponist und Kapellmeister der bayerischen Herzöge Albrecht V. und Wilhelm V. wirkte, schuf etwa siebzig Messen. Die Missa super Dixit Joseph von Lasso ist eine sogenannte Parodiemesse, die auf der Motette Dixit Joseph undecim fratribus suis basiert, die erstmals 1564 gedruckt wurde. Im 16. Jahrhundert war es durchaus gängig, bereits existierende Werke als Vorlage für neue Messen heranzuziehen. Lasso griff dieses Vorgehen nicht nur bei Messen auf, sondern verwendete auch Magnificat und Nunc dimittis in ähnlicher Weise. Das Parodieverfahren diente dabei weniger der Zeitersparnis, sondern eröffnete vielfältige Möglichkeiten für schöpferische Umgestaltungen.
Michael Praetorius schätzte besonders Lassos Kunstfertigkeit im Motettenschaffen. Er hob Lassos individuellen Umgang mit Textvertonungen hervor und forderte die Verbindung unterschiedlicher Kompositionsweisen. Praetorius beschrieb das abwechselnde Nebeneinander von festlichen und lebhaften Abschnitten als typisch für Motetten, um Ausdruck und Vielfalt zu schaffen. Exemplarisch verdeutlicht Lassos Motette Timor et tremor diese Gegenüberstellung durch den Kontrast zwischen getragenen und bewegten Passagen.
Carl Proske lobte die Motette In me transierunt irae tuae von Lasso als durchdachte und ausdrucksstarke Komposition. Besonders die klanglichen Gegensätze in Lassos Musik empfand Proske als wirkungsvoll, um Emotionen zu transportieren. Wie Lasso mit dem Text umgeht, zeigt sich auch in Werken wie O mors, quam amara est und Deus, qui sedes super thronum, in denen er musikalische Kontraste und Klangfarben gezielt einsetzt.
Den Erfolg von Lassos Musik dokumentieren Werke wie Si bona suscepimus und Deus, canticum novum. Seine im Nürnberger Motettenbuch publizierten Stücke fanden große Verbreitung und wurden vielfach gedruckt. Die kreative Umsetzung verschiedenster Texte beeindruckte Zeitgenossen wie Johannes Kepler und Joachim Burmeister nachhaltig.
Zusammen mit Palestrina gilt Orlando di Lasso als einer der prägendsten Komponisten seiner Epoche. Die Vielseitigkeit seines Schaffens und seine Meisterschaft in unterschiedlichen Musikgattungen sind bis heute bemerkenswert. Auch sein Umgang mit satztechnischen Besonderheiten und der Gestaltung von Texten fasziniert weiterhin.