Album insights
Zwei Jahre lang erforschte ich die Epoche von Georg Friedrich Händel und entdeckte etwas Faszinierendes. Romain Rolland äußerte vor etwa einem Jahrhundert in einem Brief an den italienischen Forscher Giuseppe Radiciotti sein Erstaunen über Nicola Porporas dramatische Kraft und stilistische Meisterschaft. Obwohl der neapolitanische Komponist in Fachkreisen anerkannt ist, bleibt er der breiten Öffentlichkeit weitgehend unbekannt. Experten sind sich jedoch über die Bedeutung seines bisher nur teilweise erforschten Werks einig. Diese CD stellt eine Auswahl seiner qualitativ hochwertigen Kantaten vor, die die musikalische Vielseitigkeit Porporas zeigen.
Die Rivalität zwischen Händel und Porpora hat tiefe historische Wurzeln in der Londoner Opernszene. In den frühen 1730er Jahren kam Porpora auf Einladung der "Opera of Nobility" nach England, wo er bis zum Zusammenbruch dieser Institution 1736-7 bedeutende Spuren hinterließ. Der Wettstreit zwischen den beiden Komponisten prägte zwar Porporas Wahrnehmung, verhinderte aber auch, dass sein Name in Vergessenheit geriet. Seine Karriere war von Erfolgen in verschiedenen europäischen Städten gekennzeichnet. Ein unterschätzter Aspekt seines Schaffens war seine Bedeutung als Komponist von Kammerkantaten.
In einer 1735 veröffentlichten Sammlung von zwölf Kantaten werden Porporas musikalische Fähigkeiten deutlich sichtbar. Werke wie "Già la notte s'avvicina (La pesca)" demonstrieren nicht nur seine melodische Eleganz, sondern auch seine innovativen musikalischen Ansätze. Mit Kompositionen wie "Or sì m'avveggio, oh Amore", das erstmals ein konzertantes Cello in seinen Kantaten verwendete, erweiterte er sein künstlerisches Spektrum. Die 1712 in Rom entstandene Kantate "Credimi pur che t'amo" unterstreicht seine kreative Vielfalt. Bemerkenswert ist auch die Kammerkantate "Or che d'orrido Verno", die die Raffinesse seines Stils und das komplexe Zusammenspiel von Stimme, Instrumenten und Orchestrierung zeigt.
Porpora war mehr als nur ein geschickter Komponist von Gesangsarien. Die technische Virtuosität, die er von seinen Musikern forderte, diente einem höheren Ziel: der Erschaffung eines natürlichen und fesselnden Musikstils, der die Emotionen des Publikums ansprach. Trotz jahrhundertelanger Vernachlässigung belegen seine Werke seine außergewöhnlichen musikalischen Fähigkeiten und seine unbestreitbare Originalität als Komponist.