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Nach dem Ableben Antonio Vivaldis in der Nacht vom 27. auf den 28. Juli 1741 in Wien unter ärmlichen Umständen, zögerten seine "gierigen Erben" nicht lange, um seinen gesamten Nachlass zu veräußern, vermutlich bereits im Spätsommer desselben Jahres. Die handgeschriebenen Manuskripte, die im venezianischen Domizil verblieben waren, wurden vom bibliophilen Senator Jacopo Soranzo erworben. Der Gelehrte Franca Porticelli hat diese Angelegenheit detailliert nachgezeichnet.
Die Untersuchung der Sammlung offenbarte eine überraschende Entdeckung: Die Inventarnummern der Werke deuteten darauf hin, dass lediglich die Hälfte der Sammlung von Giacomo Durazzo an Marcello übergegangen war. Der andere Teil befand sich vermutlich noch im Besitz eines weiteren Familienerben. Somit begann die Suche nach dem fehlenden Teil, wobei die Vivaldi-Codices bereits in der Nationalbibliothek in Turin aufbewahrt wurden.
Im Herbst 1926 entdeckte ein von Salesianischen Vätern geführtes Internat in Piemont in ihren Archiven zahlreiche alte Bände, welche die Verwaltung an Antiquitätenhändler verkaufen wollte. Die Nationalbibliothek in Turin wurde zur Bewertung des Materials hinzugezogen. Dr. Alberto Gentili, Professor für Musikgeschichte an der Universität Turin, übernahm diese Aufgabe. Bei der Öffnung der ersten Kiste fand er Band für Band mit Vivaldi-Autographen vor. Er erkannte sofort die Notwendigkeit, behutsam vorzugehen, um zu verhindern, dass die Manuskripte in die Hände professioneller Händler fielen, was zur unvermeidlichen Zerstreuung einzelner Manuskripte und möglichem Verkauf ins Ausland geführt hätte.
Die Turiner Sammlung umfasst insgesamt 15.000 Manuskriptseiten, die seit den 1930er Jahren in der Universitätsbibliothek Turin aufbewahrt werden. Die Gesamtkollektion enthält nicht weniger als 450 Werke Vivaldis: hunderte Konzerte für verschiedene Instrumente sowie zahlreiche Vokalmusik, sowohl weltlicher als auch sakraler Natur.