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Am Klavier sitzend, erschloss er zauberhafte Bereiche, die uns in immer magischere Sphären lockten. Sein brillantes Spiel verwandelte das Klavier in ein Orchester voller klagender und jubilierender Stimmen. Es waren Sonaten, verhüllte Symphonien, Lieder mit eindringlicher Melodieführung sowie besondere Klavierstücke von dämonischem Charakter. Hinzu kamen Sonaten für Violine und Klavier sowie Streichquartette, wobei jedes Werk aus einer anderen Quelle zu entspringen schien. Es wirkte, als würde er alles wie ein stürmender Fluss vereinigen und über die herabstürzenden Wellen den sanften Regenbogen tragen, umgeben von Schmetterlingen am Ufer und begleitet vom Gesang der Nachtigallen.
Schumanns Beitrag mit dem Titel "Neue Bahnen", worin er den jungen Brahms beschrieb, erschien in seiner Neuen Zeitschrift für Musik am 28. Oktober 1853. Nicht einmal einen Monat zuvor hatte Brahms bei Robert und Clara Schumann in Düsseldorf vorgespielt. In ihrem Tagebuch vermerkte Clara Schumann: "Er spielte uns Sonaten, Scherzos usw. vor, alles voller überbordender Fantasie und formvollendet." Die Anzahl der im Artikel erwähnten Stücke, von denen Brahms einige vernichtete, ist nicht bekannt. Von den drei bekannten Klaviersonaten wurde die Sonate in Fis-Moll, op. 2, als erste im November 1852 komponiert. Das Andante aus der C-Dur-Sonate, basierend auf dem Volkslied "Verstohlen geht der Mond auf", entstand bereits sechs Monate früher. Später griff Brahms dieses Lied wieder auf und setzte es als letztes in seine Sammlung Deutscher Volkslieder.
Die Klaviersonaten von Brahms beginnen mit großartigen Gesten über die gesamte Klaviatur. In der C-Dur-Sonate wiederholt Brahms sein erstes Thema in B-Dur, ähnlich wie in Beethovens "Waldstein-Sonate". Das zweite Thema gründet auf einem sehnsuchtsvollen Motiv in a-Moll und durchzieht die Durchführung, bevor es kontrapunktisch mit dem Anfangsthema verbunden wird. Das Finale ist als Rondo gestaltet, mit Bezug zu einem Gedicht von Robert Burns. Die Sonate endet triumphal in C-Dur.
Brahms' Andante in der Sonate op. 2 basiert auf einem alten deutschen Minnelied. Nach verschiedenen Variationen schließt der Satz mit einer ruhigen Coda, welche die "zwei treuen Herzen" darstellt. Das Scherzo enthält ein schnelles Trio in C-Dur. Im Finale zeigt sich eine rhythmisch verklärte Version des ersten Themas. Die fis-Moll-Sonate verbindet Volksliedmelodien in den mittleren Sätzen. Diese Jugendsonate enthält beeindruckende musikalische Elemente.
Die Zwei Rhapsodien, die 1879 entstanden, folgten den Klaviersonaten nach mehr als 25 Jahren. Die erste Rhapsodie in h-Moll präsentiert ein impulsives Eingangsthema, gefolgt von einer zarten Melodie, die nach einer energischen Rückkehr des Anfangsthemas im Mittelteil auftaucht. Die zweite Rhapsodie ist als Sonatensatz mit Wiederholung der Exposition konzipiert. Eine durchgehende Bewegung kennzeichnet die Durchführung, und das Stück endet unvermittelt.