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Zur Zeit von Mozart und Beethoven führten Instrumentalmusiker vor allem ihre eigenen Kompositionen in Solokonzerten auf. Die Darbietung dieser Werke war eng mit dem Talent und der Ausdrucksfähigkeit der Interpreten verbunden. Im 19. Jahrhundert verschob sich dieses Gleichgewicht zunehmend zugunsten der Ausführenden. Immer seltener war der Komponist auch der Interpret, wodurch Musiker häufig Konzerte wählten, die ihnen erlaubten, ihre Virtuosität zu demonstrieren. Diese Entwicklung stieß bei Kritikern wie Robert Schumann auf Ablehnung.
Gerade bei Klavierkonzerten wurde die Bedeutung von Virtuosität und Show im 19. Jahrhundert besonders deutlich. Technische Fortschritte am Klavier steigerten sowohl die Brillanz als auch den Unterhaltungswert für das Publikum. Die Konzertsäle waren gut besucht, denn die Zuhörer wollten nicht nur die herausragenden Pianisten erleben, sondern auch die neuesten technischen und klanglichen Möglichkeiten des Instruments entdecken. Klavierkonzerte entwickelten sich zu einem Wettstreit zwischen dem Solisten und dem immer mächtiger werdenden Orchester.
Das viktorianische London war ein Zentrum für Klavierkonzerte, wobei insbesondere Virtuosen vom europäischen Festland gefeiert wurden. Julius Benedict, gebürtiger Deutscher, ließ sich nach Stationen in Italien in London nieder. Ähnlich wie Händel emigrierte er nach England und erlangte dort Anerkennung als Pianist, Dirigent und Komponist. Seine Werke verbanden Einflüsse der italienischen Oper mit englischem Geschmack. Besonders erfolgreich wurde seine englische Oper ‚The Lily of Killarney‘, die einen wichtigen Beitrag zur Musikszene leistete.
Benedicts Klavierkonzert in c-Moll op. 45 orientiert sich zwar an klassischen Vorbildern, integriert aber auch innovative Elemente Beethovens wie überraschende Kadenzen und Modulationen. Das Werk besticht durch spannungsgeladene Themen und überraschende melodische Wendungen, die das Publikum in ihren Bann ziehen. Während der erste Satz durch seine dramatische Einführung der parallelen Tonarten auffällt, bieten das Andante pastorale und das Finale romantische Klangfarben sowie abwechslungsreiche musikalische Überraschungen.
Walter Macfarren, ein angesehener Klavierpädagoge und Komponist des viktorianischen Zeitalters, schuf zahlreiche eingängige und melodische Klavierstücke. Sein „Concertstück“ für Klavier und Orchester vereint dunkle Melodien mit strahlenden, an Mendelssohn erinnernden Themen. Besonders bemerkenswert sind die überraschenden Modulationen und das kraftvolle Ende des Stücks.
Die Klavierkonzerte des 19. Jahrhunderts belegen eindrucksvoll die künstlerische Vielfalt und Innovationskraft jener Zeit, deren Werke bis heute große Anerkennung genießen.