Album insights
Im Italien des 17. und 18. Jahrhunderts war das Oratorium ein bedeutender Bestandteil des Musiklebens. Besonders während der Fastenzeit, wenn Opernaufführungen untersagt waren, strömte das Publikum zu Oratorien mit biblischen oder mythologischen Inhalten, die nicht szenisch dargestellt wurden. In Rom erfreute sich dieses Genre großer Beliebtheit, da es als religiöse Unterhaltung galt und sogar die Zustimmung des Papstes fand. Die Ursprünge des Oratoriums reichen bis in die frühen Jahre des 17. Jahrhunderts zurück, als Philipp Neri und die Oratorianer mit ihren Veranstaltungen mehr Zuhörer als gewöhnliche Gottesdienste anzogen. Mit der Zeit wurde das Oratorium sowohl in religiösen Kreisen als auch bei weltlichen Anlässen, etwa in den prächtigen Palästen des Adels, geschätzt, wo auch Werke aus der oratorio erotico-Tradition aufgeführt wurden.
Alessandro Scarlatti komponierte viele seiner insgesamt 38 Oratorien für Rom oder für die Residenzen seiner adeligen Mäzene. Sein musikalisches Schaffen war vielseitig und umfasste neben Oratorien auch Kantaten, Messen, Motetten, Solokonzerte und Sonaten. Das lateinische Oratorium "Davidis pugna et victoria", das 1700 in Rom uraufgeführt wurde, nimmt die biblische Geschichte von David und Goliath zum Thema. Die Komposition zeichnet sich durch den Einsatz von Doppelchören und einem Erzähler aus und belegt Scarlattis kompositorisches Können.
Lateinische Oratorien richteten sich an ein gebildetes Publikum und vermittelten mehr als bloße religiöse Belehrung. In "Davidis pugna et victoria" wird die Geschichte von David und Goliath ausführlich und über den biblischen Text hinausgehend behandelt. Scarlatti versteht es, die Figuren musikalisch zu charakterisieren und das Geschehen zu kommentieren, was sich in der dramatischen Gestaltung der Kampfszenen sowie im Wechselspiel der Duette zwischen den Protagonisten zeigt.
Das Werk endet nicht mit einem traditionellen Schlusschor, sondern schließt mit einer Reflexion über die Unbeständigkeit des Schicksals ab. So gelingt es Scarlatti, die Unsicherheit des menschlichen Lebens musikalisch zu vermitteln und das Publikum zugleich zu unterhalten und zu erfreuen.