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Poulenc: Gloria & Motets

Poulenc: Gloria & Motets

Polyphony, Stephen Layton

Dauer 56 Min

Album insights

Im 18. Jahrhundert komponierte Johann Sebastian Bach seine Motetten, die eine kleine eigenständige Werkgruppe im umfangreichen Kosmos seiner geistlichen Musik bilden. Zu Bachs Zeit verstand man im deutschsprachigen Raum unter einer Motette eine geistliche Vokalkomposition ohne unabhängige Instrumentalstimmen, die lediglich Basso continuo verwendete sowie möglicherweise Instrumente, die die Singstimmen verdoppelten. Für Bach und seine Zeitgenossen bezog sich der Begriff nicht nur auf moderne Kompositionen, sondern auch auf ältere Werke.

Die sechs Motetten BWV 225 bis 230 entstanden vermutlich während Bachs Amtszeit als Thomaskantor zwischen 1723 und 1730. Diese Werke wurden nicht für den Sonntagsgottesdienst, sondern für besondere bürgerliche Anlässe wie Trauerfeiern, Gedächtnisgottesdienste, Beerdigungen oder Hochzeiten komponiert. Bemerkenswert ist, dass Bachs Motetten durch ihre Verbindung zur bürgerlichen Festkultur eine bis heute ununterbrochene Aufführungstradition aufweisen können.

Die Überlieferung des ursprünglichen Aufführungsmaterials schränkt das Wissen über die von Bach verwendete Aufführungspraxis ein. Obwohl der musikalische Text für die wenigen erhaltenen Motetten gut überliefert ist, bleibt unklar, wie viele Motetten verloren gegangen sein könnten. Die Frage der Authentizität wirft ernsthafte Probleme auf: Einige Werke, die lange Johann Sebastian Bach zugeschrieben wurden, stammen wahrscheinlich nicht von ihm, während andere, die älteren Familienmitgliedern zugeordnet waren, möglicherweise doch von ihm komponiert wurden. Eine Komposition stellt sogar ein Pasticcio aus Musik von Bach und Telemann dar.

Die Bach-Motetten waren die ersten geistlichen Werke des Komponisten, die noch vor der berühmten Wiederaufführung der Matthäus-Passion durch Felix Mendelssohn Bartholdy im Jahr 1829 die romantische Bach-Renaissance einleiteten. Bereits vor Bachs Passionen und Kantaten fanden sie Eingang in das aufblühende bürgerliche Konzertleben. In den Jahren 1802/03 wurden die Motetten BWV 225 bis 229 erstmals im Druck veröffentlicht, herausgegeben vom damaligen Gewandhauskapellmeister Johann Gottlieb Schicht.