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Ikon, Vol. 2: Sacred Choral Music from Russia & Eastern Europe

Ikon, Vol. 2: Sacred Choral Music from Russia & Eastern Europe

Holst Singers, Stephen Layton

Dauer 72 Min

Album insights

Eine engere Verbindung als zunächst erkennbar besteht zwischen den Werken von Alkan und Henselt. Nur sechs Monate trennten ihre Geburtsdaten, beide erfreuten sich eines langen Lebens und ihr Tod erfolgte innerhalb von nur achtzehn Monaten. Im Schatten ihrer berühmteren Zeitgenossen Chopin und Liszt stehend, entwickelten sie dennoch eigenständige Herangehensweisen ans Klavier mit unverwechselbaren Stilrichtungen. Als zurückgezogene Charaktere führten sie ihre Kompositionen selten vor Publikum auf, zeigten exzentrische Verhaltensweisen und wurden von zahlreichen Konzertpianisten weitgehend unbeachtet gelassen. Obwohl das Interesse an Alkans Schaffen zunimmt, wird seine Bedeutung vom musikalischen Establishment nur zögerlich anerkannt.

Zwischen 1832 und 1844 entstanden sämtliche hier erwähnten Werke. Viele blieben im gängigen Repertoire unentdeckt - Alkans Erstes Konzert wurde vermutlich seit seiner Entstehungszeit nicht mehr aufgeführt. Nur selten erklangen Alkans Zweites Konzert sowie Henselts Meyerbeer-Variationen öffentlich. Besonders unverständlich erscheint die Vernachlässigung von Henselts f-Moll Klavierkonzert. Es besitzt den eigenen Charakter des Komponisten in jedem Takt, bietet vielfältige Themen und stellt technische Anforderungen, die es verdienen, ins Kernrepertoire aufgenommen zu werden.

Adolf von Henselt stammte aus dem bayerischen Schwabach, genoss musikalische Förderung und profitierte von königlicher Unterstützung. Seine bahnbrechenden Etüden erregten früh Aufmerksamkeit und beeinflussten sogar renommierte Pianisten wie Rubinstein. Trotz seiner technischen Brillanz entwickelte er später Selbstzweifel bezüglich seiner kompositorischen Fähigkeiten und hielt sich selbst für einen unzureichenden Komponisten.

Lange Zeit unterschätzte man Alkans außergewöhnliche Musikalität und vielseitige Kompositionen. Seine Werke galten als zu fortschrittlich und anspruchsvoll für die damalige Zeit, was zur Missachtung seiner Genialität führte. Seine merkwürdige Persönlichkeit und sein unkonventioneller Lebensstil verstärkten seine Isolation und die fehlende Anerkennung. Sein tragisches Ende durch einen umstürzenden Bücherschrank nährte weitere Spekulationen über sein Leben und Werk.

Alkan und Henselt hinterließen ein Vermächtnis einzigartiger und anspruchsvoller Kompositionen, die erst spät die verdiente Würdigung erfuhren. Trotz anfänglicher Vernachlässigung haben ihre Klavierwerke einen nachhaltigen Einfluss auf die Musikwelt ausgeübt und verdienen es, wiederentdeckt und geschätzt zu werden.