Album insights
Orlande de Lassus wird als einer der bedeutendsten und produktivsten Komponisten der Renaissance betrachtet. Sein umfangreiches Werk umfasst etwa 60 Messvertonungen, rund 100 Magnificat-Kompositionen, mehr als 500 Motetten sowie viele weltliche Stücke. Zu seinen Lebzeiten erhielt er Ehrentitel wie princeps musicorum und wurde als „le divin Orlande“ verehrt. Dennoch könnte seine tatsächliche Bedeutung durch das enorme Volumen seines Schaffens und die Präsenz seines Zeitgenossen Giovanni Pierluigi da Palestrina teilweise in den Hintergrund geraten sein. Eine moderne Gesamtausgabe seiner Motetten würde das Verständnis dieses Genres verbessern.
Lassus wurde in Mons im Hennegau geboren und war zunächst für die Familie Gonzaga tätig, bevor er in Neapel arbeitete und schließlich in Rom als maestro di cappella an der Lateranbasilika wirkte. Später wechselte er an den Hof von Herzog Albrecht V. in Bayern, wo er bis zu seinem Tod 1594 blieb. Nach seinem Tod setzten seine Söhne die Veröffentlichung seiner Werke fort und gaben eine nahezu vollständige Edition heraus.
Die Prophetiae Sibyllarum, eines seiner bekanntesten Werke, entstand vermutlich bereits vor 1560. Dieses Werk steht exemplarisch für den Wandel von der pythagoreischen Stimmung hin zu einem System, in dem auch Terzen und Sexten als rein empfunden werden. Die Prophetiae Sibyllarum gelten als besonders eindrucksvoll und unterstreichen Lassus' kompositorische Brillanz.
Die Motette Tristis est anima mea, die das Gebet Christi im Garten Gethsemane musikalisch darstellt, demonstriert Lassus' außergewöhnliche Fähigkeit, Text und Stimmung klanglich zu interpretieren. Sie gilt als hervorragendes Beispiel für die neuen musikalischen Bestrebungen der späten Renaissance.