Album insights
Die Eichendorff-Lieder von Wolf wurden nie so geschätzt wie seine größeren Sammlungen, etwa die Mörike-Lieder, das Italienische oder Spanische Liederbuch oder die Goethe-Lieder. Einige Kritiker beurteilten diese Werke fälschlicherweise als emotional und musikalisch weniger wertvoll. Sie behaupteten, dass nur "Das Ständchen" als wahres Meisterwerk anerkannt sei und diese Kompositionen lediglich die leichtere Facette von Wolfs Schaffen darstellten. Man unterstellte ihm zudem, bei der Komposition dieser Lieder nicht mit demselben Eifer und derselben Schöpferkraft vorgegangen zu sein wie bei anderen Sammlungen. Besonders vernichtend äußerte sich der Hauptverleger von Breitkopf & Härtel, dem Wolf die Stücke ursprünglich anvertraut hatte: Wolfs Lieder zählten zu den unverständlichsten Werken der extremen Linken der neudeutschen Schule und hätten seiner Meinung nach mit Musik nur die Grundelemente des Klangs und Rhythmus gemeinsam.
Schon 1878, im Alter von achtzehn Jahren, begann Wolf mit den ersten Vertonungen von Eichendorffs Gedichten. Diese frühen Werke wie "Erwartung", "Die Nacht" und "Nachruf" geben Einblick in seine musikalische Entwicklung und erwiesen sich als ansprechende Jugendkompositionen. Besonders "Die Nacht" mit seiner hypnotischen Begleitung deutet bereits auf spätere Meisterwerke wie "Nachtzauber" hin. Obwohl stark von Schumann beeinflusst, gelang es Wolf in diesen Stücken noch nicht, eine eigene musikalische Identität zu entwickeln, was schließlich zu ihrer Überarbeitung oder Entfernung aus späteren Ausgaben führte.
Im Jahr 1881 widmete sich Wolf erneut Eichendorffs Dichtung, diesmal mit geistlichen Liedern über Themen wie Tod und göttliche Ergebung. Im gleichen Jahr komponierte er "In der Fremde I" und weitere Stücke, die die Einsamkeit des Wanderers thematisieren. Zwischen 1883 und 1887 kämpfte Wolf trotz außergewöhnlicher Kreativität mit persönlichen und beruflichen Schwierigkeiten, was seine Kompositionstätigkeit erheblich einschränkte. Die wenigen in dieser Zeit entstandenen Lieder, darunter "Der Soldat II", zeigen jedoch seine Fähigkeit, komplexe Gefühle musikalisch auszudrücken.
1888 fasste Wolf den Entschluss, einen vollständigen Eichendorff-Zyklus zu schaffen, wobei er sich den weniger bekannten, humoristischen Aspekten von Eichendorffs Gedichten zuwandte. Dieser zukunftsweisende Ansatz führte zu einer Liedersammlung, die sich deutlich von früheren Werken unterschied. Es gelang ihm, die Vielschichtigkeit von Eichendorffs Poesie auf innovative und unterhaltsame Weise zu interpretieren und damit eine neue Ära in der Vertonung von Eichendorffs Werken einzuleiten.
In seinen Eichendorff-Liedern vermochte Wolf, ein breites Spektrum an Emotionen und Themen fesselnd darzustellen. Von den ersten Jugendwerken bis zu den neuartigen späteren Kompositionen bewies er stets seine kreative Vielseitigkeit und sein musikalisches Talent im Umgang mit Eichendorffs Dichtung.
Joseph von Eichendorff lebte ein vielschichtiges Leben als Dichter und Beamter im 19. Jahrhundert. Auf Schloss Lubowitz in Schlesien geboren, verband er seine Naturverbundenheit und Religiosität mit dem Schaffen tiefgründiger Gedichte, die von vielen Komponisten vertont wurden. Sein Leben war geprägt von Natursehnsucht und traurigen Ereignissen, die in seiner Poesie Ausdruck fanden. Als einer der wichtigsten Dichter der Romantik inspirieren seine Gedichte noch heute zahlreiche Künstler.