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Johann Sebastian Bach ist den meisten ein Begriff, doch Eugen d’Albert (1864–1932) ist heute kaum noch bekannt. Zu seiner Zeit war d’Albert jedoch ein gefeierter Pianist und ein international geschätzter Komponist, der sich insbesondere mit Opern wie Tiefland (1903) einen Namen machte. Diese Verismo-Oper ist bis heute ein fester Bestandteil des deutschen Repertoires, obwohl sie einst zu den bevorzugten Werken der NS-Zeit zählte.
D’Alberts Privatleben sorgte ähnlich wie bei Heinrich VIII. für Schlagzeilen: Auch er war sechsmal verheiratet, darunter mit der bekannten Pianistin und Sängerin Teresa Carreño. Sein Drang, immer wieder zu heiraten, führte ihn sogar nach Riga, um eine schnelle Scheidung zu erreichen. Hätte sein früher Tod ihn nicht daran gehindert, hätte er womöglich Heinrichs Rekord übertroffen.
Die Vielzahl seiner Eheschließungen überschattete häufig die Diskussion über seine Musik. D’Albert nahm die Zurückweisungen seiner Frauen mit Humor und zog dabei Vergleiche zu Beethoven, indem er scherzte, er wolle ebenso viele Ehen eingehen, wie Beethoven Symphonien komponierte. Trotz der Turbulenzen im Privatleben bleibt sein musikalisches Werk bemerkenswert.
Seine Herkunft spiegelt die Vielschichtigkeit seines Lebens wider: In Schottland geboren und aufgewachsen, zeigte er schon früh außerordentliche musikalische Fähigkeiten. Nach einem Stipendium am Londoner Royal College of Music zog es ihn nach Deutschland, wo er sich der deutschen Musiktradition verschrieb und bei Franz Liszt studierte. D’Albert distanzierte sich zunehmend von seiner britischen Herkunft und fühlte sich der deutschen Kultur verbunden.
Seine Bearbeitungen der Musik Bachs unterschieden sich klar von denen Ferruccio Busonis. Während Busoni in seinen Transkriptionen, wie der berühmten Chaconne, die klangliche Opulenz suchte, bevorzugte d’Albert Zurückhaltung und Klarheit. D’Albert orientierte sich stärker an Liszt, wohingegen Busoni bemüht war, den Orgelklang auf das Klavier zu übertragen. Im Konzertrepertoire konnten sich Busonis Transkriptionen langfristig besser behaupten, doch auch d’Alberts Werke hätten mehr Aufmerksamkeit verdient.