Album insights
Ungewissheit prägt das Leben und erscheint als einzige Konstante, auch wenn Tod und Steuern gemeinhin als sicher gelten. Im Gegensatz zu heutigen westlichen Vorstellungen war der Umgang mit dem Tod in früheren Epochen grundlegend verschieden. Im Mittelalter etwa boten Schriften wie die Ars moriendi detaillierte Anweisungen für einen würdigen Abschied und galten als Wegweiser für das richtige Sterben. Die Vorbereitung auf das Jenseits war damals ein zentrales Thema, das den Alltag stark beeinflusste. Auch wenn die Lebensspanne im 21. Jahrhundert verlängert wurde, bleibt die Sehnsucht nach Unsterblichkeit unerfüllt – ein Umstand, der uns dazu anregt, über den tieferen Sinn unseres Daseins nachzudenken.
Stephen Houghs vierte Klaviersonate, die den Titel "Vida breve" trägt, widmet sich der Vergänglichkeit des Lebens. Das Stück wurde erstmals beim Gilmore International Keyboard Festival in Michigan für Micah McLaurin präsentiert. Hough interpretiert das Werk häufig mit Partitur, um den kompositorischen Feinheiten gerecht zu werden. Auch Komponisten wie Liszt und Chopin bewegten sich im Spannungsfeld zwischen Interpret und Schöpfer. Busonis Bearbeitung der Chaconne von J.S. Bach verdeutlicht zudem neue Ausdrucksmöglichkeiten und komplexe musikalische Strukturen.
Chopins Klaviersonate Nr. 2 in b-Moll, vor allem bekannt für ihren Trauermarsch, vereint düstere und romantische Elemente und spiegelt so eine innere Zwiespältigkeit wider. Die Werke von Hough und Chopin betonen die enge Verbindung zwischen Leben und Tod. Unterschiedliche musikalische Perspektiven auf Trauer und Sterblichkeit zeigen sich etwa in Liszts "Funérailles" sowie in Busonis Kammer-Fantasie über "Carmen". Am Ende des Albums stehen Houghs Arrangements von "Arirang" und "Ave Maria", die als Zugaben gedacht sind und die Motive von Vergänglichkeit und Frieden weiterführen.