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1795 machte Beethoven mit seinen drei Klaviertrios op. 1 die größere Musikwelt auf sich aufmerksam. Nach Abschluss der 6. Sinfonie, der „Pastorale“, griff er erst im Sommer 1808 erneut die Gattung des Klaviertrios auf. Eigentlich hatte er nach der Sinfonie zwei Klaviersonaten oder eine weitere Sinfonie ins Auge gefasst, entschied sich aber letztlich aufgrund von „Mangel“ für zwei Trios. Die Komposition der beiden Werke verlief für ihn recht reibungslos: Das D-Dur-Trio war bis Ende September fertiggestellt, das Es-Dur-Trio folgte etwa einen Monat später. Während des Herbstaufenthalts im Haus seiner Freundin und Beraterin Gräfin Marie von Erdödy erlebten die neuen Trios ihre ersten Aufführungen in privaten Musiksalons; im Frühjahr 1809 erschienen sie, Gräfin Erdödy gewidmet, im Druck.
Schon in den frühen Trios op. 1 rückte Beethoven die Streicher stärker in den Vordergrund als damals üblich. Bei den Trios op. 70 erreicht die Gleichstellung von Violine und Violoncello ihren Höhepunkt: Beide Instrumente agieren auf Augenhöhe und entfalten gemeinsam vielfältige Klanggeflechte, geprägt von kontrapunktischen Strukturen, die zu den bedeutendsten Momenten der Wiener Klassik zählen. Das D-Dur-Trio besticht mit einem energiegeladenen Unisono zu Beginn, dem ein verwirrendes F im sonoren Tenorbereich des Cellos folgt. Schon hier wird der impulsive Charakter des Satzes deutlich, der sich durch plötzliche Kontraste und imitierende Stimmenführung in der Durchführung auszeichnet. Das „Largo assai ed espressivo“ im d-Moll-Trio, bekannt als „Geistertrio“, gilt als der langsamste und zugleich impressionistischste Satz innerhalb Beethovens Gesamtwerk.
Obwohl das Es-Dur-Trio häufig im Schatten seines Gegenstücks steht, zählt es zu den charmantesten und feinsten Kammermusikwerken Beethovens. Die sanfte langsame Einleitung ist eng mit dem Allegro verbunden. In diesem Trio findet sich die früheste dreiteilige Satzstruktur mit unterschiedlichen Tonarten in Beethovens Oeuvre. Der dritte Satz, ein romantisches As-Dur-Intermezzo, wird durch ein kontrastreiches „Trio“ ergänzt, das an Haydn erinnert. Das abschließende Allegretto in B-Dur, das Beethoven 1812 schrieb, zeichnet sich durch Leichtigkeit und Charme aus.