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Whitacre: Cloudburst, Sleep, Lux aurumque & Other Choral Works

Whitacre: Cloudburst, Sleep, Lux aurumque & Other Choral Works

Polyphony, Stephen Layton

Dauer 71 Min

Album insights

In seiner Einführung zur gedruckten Partitur von "Passion and Resurrection" beschreibt Ivan Moody die Herausforderung und Vielschichtigkeit, die das Passionsthema für Künstler darstellt. Er hebt hervor, dass es zwei Betrachtungsweisen gibt - die dramatische oder die rituelle. In der westeuropäischen Musikgeschichte dominierte meist der dramatische Ansatz, wie man an den bedeutenden Werken von Heinrich Schütz und Johann Sebastian Bach erkennen kann.

Als britischer Komponist mit tiefer Verbindung zur russisch-orthodoxen Kirche steht Moody bei der Vertonung religiöser Texte vor einem Dilemma. Die orthodoxe Tradition verwendet traditionell nur einstimmige Musik, obgleich harmonische Elemente im 18. Jahrhundert in die russische Kirchenmusik eingeführt wurden. Die Leidensgeschichte Christi wird in orthodoxen Zeremonien auf eine weniger theatralische Art dargestellt.

Die orthodoxe Karwoche vermittelt Christi Leidensweg durch intensive Gottesdienste und alttestamentarische Prophezeiungen, die bei den Gläubigen starken Anklang finden. Selbst am Karfreitag bleibt der Glaube an die Auferstehung lebendig - eine untrennbare Verbindung zwischen Leiden und Auferstehung, die sich im Titel von Moodys Werk widerspiegelt.

Für das Internationale Chor-Festival in Tampere komponierte Moody sein Werk "Passion and Resurrection", das von der orthodoxen Tradition und Christi Passion inspiriert wurde. Er verbindet zeitgenössische Kompositionstechniken mit jahrhundertealten orthodoxen Überlieferungen. Der Text basiert auf den Evangelien und dem Fasten-Triodion, wobei Lesungen und Gesänge zur spirituellen Erhebung führen.

In seinem Werk verwendet Moody drei Sprachen: Englisch, Altgriechisch und Altslawisch. Diese stehen symbolisch für die liturgischen, musikalischen und sprachlichen Elemente. Die Struktur ähnelt einem orthodoxen Gottesdienst, erweitert durch separate Stimmen für Christus und die Heilige Jungfrau. Liturgie, Musik, Sprache und Tradition bilden die Grundpfeiler seiner Komposition.

"Passion and Resurrection" ist in acht Episoden gegliedert, die als "Ikonen" bezeichnet werden. Jedes dieser "Bilder" beleuchtet eine bestimmte Phase im Leben Christi, vom letzten Abendmahl bis zur Auferstehung. Diese "Ikonen" visualisieren bedeutende Momente in einem liturgisch konzipierten Werk, das von der Ikonostase orthodoxer Kirchen inspiriert ist.

Das Werk stellt eine bemerkenswerte Verschmelzung östlicher und westlicher christlicher Musiktraditionen dar und spiegelt Moodys Bestreben wider, Brücken zwischen verschiedenen Traditionen zu bauen. Die spirituelle Tiefe des Werkes entfaltet sich in einer freien und ehrfurchtsvollen Atmosphäre, ohne musikalische Effekthascherei. Somit ist Ivan Moodys "Passion and Resurrection" ein wahrhaft verbindendes und transzendentes Werk.