Album insights
Vor rund zwei Jahrzehnten stellte Alfred Brendel fest, dass Mozart weder aus Porzellan noch aus Marmor oder Zucker geschaffen sei. Dieser Gedanke sollte stets im Hinterkopf behalten werden, wenn man Mozarts Klaviermusik betrachtet. Obwohl die Klavierkonzerte für ihre Virtuosität und Tiefe längst gefeiert werden, gelten Mozarts Solostücke am Klavier für manche immer noch als weniger bedeutend. Die Fantasie in c-Moll, K475, präsentiert sich als triumphales Beispiel: Sie beginnt mit einer leeren Oktave, gefolgt von einem schleichenden Motiv, und entführt die Zuhörer in ein experimentierfreudiges, wildes Klanguniversum, das an Beethoven erinnert.
Das im Mai 1785 entstandene Werk wird häufig zusammen mit der c-Moll-Sonate K457 dargeboten. Doch beide Stücke sind emotional so kraftvoll, dass ihr gemeinsames Erklingen die Wirkung jedes einzelnen verringern könnte. Besonders die Fantasie wird wegen ihres freien und kühnen Charakters geschätzt; sie verdeutlicht Mozarts Fähigkeit, trotz reicher Chromatik und starker Spannung die strukturelle Logik nie aus den Augen zu verlieren.
Die Atmosphäre der Komposition ist geprägt von Unruhe und ungewöhnlichen Modulationen. Mozarts souveräne Beherrschung des gesamten Klaviaturumfangs unterstreicht seine Virtuosität; das Werk bleibt trotz der Vielfalt an musikalischen Ideen stets strukturell geschlossen und überzeugend.
Die ebenfalls in c-Moll stehende Fantasie K396/K385f, ein Werk aus früheren Jahren Mozarts, wurde von Maximilian Stadler vervollständigt. Auch sie kündet von dunkleren Stimmungen und eröffnet eine weitere Facette von Mozarts schöpferischer Kraft. Stadler, der auch als Berater für Mozarts Witwe tätig war, katalogisierte und ergänzte Mozarts Nachlass und setzte damit dessen Werk fort.
Mozarts Klaviersonate in B-Dur, K333, entstanden 1783 in Linz, erscheint im Vergleich weniger bahnbrechend. Dennoch überzeugt sie durch eine originelle Gestaltung der Sonatenform, dramatische Akzente und unwiderstehliche Melodien.
Werke wie Cramers Etüde und Friedmans Menuett spiegeln die Eleganz und Anmut wider, die einst als Inbegriff des Mozart-Stils galten. Stephen Hough wiederum bringt mit eigenen Bearbeitungen, etwa im Stil Poulencs, eine moderne Perspektive auf Mozarts Musik ein.