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Jan Dismas Zelenka (1679–1745) gilt als einer der herausragenden böhmischen Barockkomponisten und verbrachte den Großteil seines Lebens in Dresden. Die tschechische Musikwissenschaft spricht im Zusammenhang mit Zelenka und weiteren böhmischen Komponisten des 17. und 18. Jahrhunderts von einer 'Emigration', da viele von ihnen, darunter auch Zelenka, außerhalb ihrer Heimat berufliche Erfolge suchten. Obwohl er von seinen Dresdner Kollegen beeinflusst wurde, blieb Zelenkas Werk tief in der katholisch-österreichisch-böhmischen Musiktradition verwurzelt. Er griff den im späten 17. Jahrhundert populär gewordenen 'katholischen' Stil auf, der mit dem Aufschwung prächtiger Barockkirchen auch die Kirchenmusik neu prägte.
Als Sohn eines Organisten in Lounovice erhielt Zelenka seine musikalische Ausbildung in Prag und arbeitete später als Regenschori am dortigen Jesuitenkolleg. Um 1710 schloss er sich der Dresdner Hofkapelle an, zunächst als Violone-Spieler unter J. D. Heinichen. Obwohl er später auch nach Wien und Italien reiste, blieb Zelenka dem Dresdner Hof lange Zeit als Violinist und Komponist katholischer Kirchenmusik verbunden. Sein Schaffen zeigt Parallelen zu Johann Sebastian Bach, auch wenn beide Komponisten unterschiedlichen religiösen Traditionen angehörten.
Die Lamentationen Zelenkas stellen eine barocke Umdeutung älterer Renaissance-Formen dar und zeichnen sich durch einen Reichtum musikalischer Ausdrucksmöglichkeiten aus. Geprägt wurde seine musikalische und liturgische Sichtweise sowohl durch seine Erfahrungen bei den Jesuiten als auch durch die kirchlichen Anforderungen in Dresden. Besonders hervorzuheben ist Zelenkas Fähigkeit, rhetorische Mittel kunstvoll einzusetzen, was sein tiefes Verständnis für den spirituellen Gehalt der Musik erkennen lässt. Die Lamentationen sind ein exzellentes Beispiel österreichisch-böhmischer Barockmusik und illustrieren Zelenkas meisterhafte Umsetzung religiöser Texte.