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Heinrich Wilhelm Ernst: Violin Music

Heinrich Wilhelm Ernst: Violin Music

Ilya Gringolts

Dauer 56 Min

Künstler:innen


Album insights

Um 1850 widmeten bedeutende russische Komponisten wie Balakirew, Borodin, César Cui, Mussorgsky und Rimskij-Korsakow der Kammermusik wenig Beachtung. Während Orchesterwerke und Lieder mit nationalistischem Charakter das Musikleben bestimmten, galten kammermusikalische Stücke vor allem als unterhaltsame Beiträge für private Salons. Die russische Kunstmusik steckte damals noch in den Kinderschuhen, was sich auch auf die Wertschätzung der Kammermusik auswirkte.

Borodins besonderes Interesse an Kammermusik entwickelte sich schon in jungen Jahren bei Zusammenkünften mit Gawruschkewitsch, wo er musizierte. Seine musikalische Ausbildung und sein Umfeld förderten sein Talent. Während des Studiums komponierte er hauptsächlich für exklusive Aufführungen im kleinen Kreis. Seine Cellosonate in h-Moll, vermutlich einer bestimmten Frau gewidmet, wurde später von Goldstein rekonstruiert und veröffentlicht.

Schon Borodins frühe Werke spiegeln vielfältige Einflüsse wider, etwa das Bach-Thema im ersten Satz seiner Sonate. Die Zusammenarbeit und der Austausch mit anderen Komponisten bereicherten sein Schaffen maßgeblich. Während eines Aufenthalts in Deutschland entstand sein Klavierquintett in c-Moll, das als Wendepunkt vor der Begegnung mit Balakirew gilt.

Mit zunehmender Reife als Komponist entwickelte Borodin einen eigenen, national geprägten Stil. Seine zwei Streichquartette sowie weitere kammermusikalische Werke zeigen sowohl die Einflüsse Beethovens und Mendelssohns als auch seine individuelle Entwicklung. Besonders das zweite Streichquartett in D-Dur, das durch melodische Erfindung besticht, unterstreicht seine kompositorische Meisterschaft. Diese Werke dokumentieren Borodins musikalische Entwicklung, geprägt von deutschen und russischen Einflüssen.