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Rachmaninoff: Piano Sonata No. 1 & Moments musicaux

Rachmaninoff: Piano Sonata No. 1 & Moments musicaux

Steven Osborne

Dauer 74 Min

Künstler:innen


Album insights

Als Paul Hindemith in seinen späteren Lebensjahren nach der Wichtigkeit von Max Reger gefragt wurde, erklärte er: "Max Reger war der letzte Riese in der Musik. Ich bin ohne ihn gar nicht denkbar". Diese Aussage traf Hindemith nicht unbedacht, sondern sie entsprang seiner umfassenden Kenntnis der Musikgeschichte und Kompositionstechnik. Mit dieser Einschätzung stellte er sich indirekt gegen die vorherrschende Nachkriegsmeinung, dass Regers Vergessenheit gerechtfertigt sei. Nach 1945 schien Regers Stern endgültig erloschen - seine Werke erhielten nicht die Anerkennung wie Strauss' Opern oder Schönbergs Zwölftonmusik und erlebten keine Wiederbelebung wie Mahlers Symphonien.

Nach 1933 mangelte es in Deutschland an authentischen Interpretationen von Regers Kompositionen, da wichtige Interpreten wie Adolf Busch und Rudolf Serkin ins Exil gezwungen wurden. Auch Scherchens Rundfunkaufnahmen und die Pflege seiner Orgel- und Chorwerke in den fünfziger Jahren änderten diese Situation kaum grundlegend. Die Avantgarde der Nachkriegszeit betrachtete Regers Musik negativ - sie galt als hoffnungslos überholt und formal unzureichend. Erst mit einer postmodernen Neubewertung der Tonalität gewann Regers Schaffen wieder ästhetische Relevanz.

Hindemith bezeichnete Reger als "letzten Riesen" wegen seiner instinktiven Meisterschaft des tonalen Komponierens und dessen klanglicher und linearer Möglichkeiten. Ähnlich wie Schönberg bewunderte Hindemith Regers Fähigkeit, nicht "mit", sondern "in" Noten zu denken und Musik mit einer natürlichen Beständigkeit zu erschaffen - vergleichbar einem Apfelbaum, der seine Früchte hervorbringt. Obwohl Reger selbstbewusst "neue Wege" beschritt und, wie er 1907 provokativ bemerkte, "unbeirrt nach links ritt", war er gleichzeitig besorgt, nicht als zu modern zu gelten - ein politisch brisanter Vorwurf im Deutschen Reich, der mit vermuteten Sympathien für die "Sozialdemokratie" gleichgesetzt wurde.

Reger komponierte zwar vorwiegend für Klavier und Orgel, strebte jedoch danach, für verschiedene Besetzungen zu schreiben. Bemerkenswert sind seine Werke für Violine, die seine gesamte künstlerische Laufbahn durchzogen - von der Sonate für Violine und Klavier in d-Moll op. 1 bis zu den Zwei Romanzen op. 50 für Violine und kleines Orchester. Sein Violinkonzert op. 101 markierte einen bedeutenden Meilenstein in seinem Schaffen. Es wurde 1908 von Henri Marteau uraufgeführt und zeichnet sich durch eine beeindruckende Dichte motivischer Arbeit aus.

Trotz anfänglicher Kritik und Interpretationsschwierigkeiten setzte sich das Violinkonzert durch. Adolf Busch förderte es intensiv und dirigierte schließlich die amerikanische Erstaufführung mit den New Yorker Philharmonikern. Regers Violinkonzert bleibt ein künstlerisches Naturereignis, dessen Größe sich in der Gleichzeitigkeit von Linie und Farbe, von Konstruktion und Ausdruck offenbart.