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Moulu: Missa Alma redemptoris & Missus est Gabriel

Moulu: Missa Alma redemptoris & Missus est Gabriel

The Brabant Ensemble, Stephen Rice

Dauer 75 Min

Album insights

In den vergangenen vier Jahrzehnten hat sich das Musikleben in Russland beachtlich gewandelt. Nationalistische Tonsetzer gewannen an Bedeutung und die Musikwelt erreichte über die Aristokratie hinaus weitere Bevölkerungsschichten. Seit der Zeit Peters des Großen durchdrang westeuropäisches Gedankengut zunehmend die russische Kultur. In St. Petersburg wurden ab 1731 italienische Opern dargeboten, später folgte 1764 ein französisches Ensemble. Italienische Meister bildeten russische Komponisten aus, und nach der wachsenden Beliebtheit russischer Volkslieder entwickelte sich eine "Russifizierung" der Musik.

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts ähnelte St. Petersburg anderen weltoffenen europäischen Metropolen. Man führte Mozarts Werke wie Don Giovanni und Die Zauberflöte auf, ebenso Opern von Rossini, Cherubini, Méhul und Boieldieu. Die 1802 gegründete Philharmonische Gesellschaft brachte bedeutsame Werke wie Haydns Schöpfung und Beethovens Missa Solemnis zur Aufführung. Adelige Musikliebhaber veranstalteten häufig Kammermusiksalons.

Mit der Inthronisation Alexanders II. 1855 veränderte sich das russische Leben grundlegend, besonders durch die Aufhebung der Leibeigenschaft 1861. Die Kaiserlich Russische Musikgesellschaft gründete 1860 ein Konservatorium, wo Tschaikowski zu den ersten Lernenden gehörte. Als Gegenpol zur deutschen Tradition wurde 1862 die Freie Musikschule ins Leben gerufen, die den russischen Stil hervorhob. Berlioz, Schumann und Liszt übten starken Einfluss auf die Nationalisten aus. Während Glinka und Dargomyschski bereits verstorben waren, schufen Komponisten wie Borodin, Mussorgski und Rimski-Korsakow bedeutende Werke.

Michail Iwanowitsch Glinka, ein begabter Sänger und Klavierspieler, wirkte in St. Petersburg. Von seinem Italien-Aufenthalt inspiriert, komponierte er nach verschiedenen Einflüssen das Große Sextett in Es-Dur. Später entwickelte Glinka Heimwehgefühle, die ihn zu russisch geprägten Kompositionen führten. Er besuchte Wien und Berlin zur Vertiefung seiner musikalischen Kenntnisse, bevor er nach Russland heimkehrte. Werke wie Ein Leben für den Zaren und Ruslan und Ludmilla prägten einen neuen russischen Musikstil.

Glinkas Großes Sextett beginnt kraftvoll und geht geschickt in traditionelle Formen über. Der zweite Satz präsentiert sich als reizvolle Serenade, gefolgt von einem lebendigen Finale mit charakteristisch "russischen" Elementen. Rimski-Korsakows Quintett in B-Dur entstand während einer schaffensarmen Phase und fand bei einem Wettbewerb keine Beachtung der Jury. Dieses von Beethoven beeinflusste Werk umfasst einen klassischen ersten Satz, danach folgt ein gefühlvolles Andante und ein schwungvolles Rondo mit markanten Melodien.

Deutsch: Anne Steeb/ Bernd Müller