Album insights
Im Anschluss an den Sommer, in dem Schubert – gesundheitlich angeschlagen – die Fantasie in f-Moll für Klavier zu vier Händen sowie die Messe in Es-Dur vollendete, verlegte er am 1. September 1828 seinen Wohnsitz in die Wohnung seines Bruders im Wiener Vorort 'Auf der Wieden'. Dort erhoffte er sich, durch die frische Landluft seine Beschwerden zu lindern. Doch auch das neue, noch feuchte Haus brachte keine Besserung für seine Schwindelanfälle. Ursprünglich nur als kurzfristiger Aufenthalt geplant, wurde dieses Heim schließlich sein letztes.
Im Verlauf des Septembers konzentrierte sich Schubert auf die Komposition seiner drei letzten Klaviersonaten (D958, D959, D960). Bereits Anfang Oktober informierte er seinen Verleger Probst, dass diese Sonaten, das Streichquintett sowie einige Liedvertonungen kurz vor der Fertigstellung stünden. Kurz vor seinem tödlichen Typhus im Oktober unterschrieb er die Manuskripte der Sonaten. Bemerkenswert ist, dass er zwei Wochen vor seinem Tod Simon Sechter, einen bekannten Musiktheoretiker, aufsuchte, um im Kontrapunktunterricht Rat zu suchen.
Schubert schuf diese letzten Werke offenbar nicht im Auftrag, sondern aus dem inneren Bedürfnis heraus, seine musikalischen Gedanken festzuhalten, bevor sein Leben endete. Sein früher Tod mit nur 31 Jahren ließ viele Fragen offen. Zwar bleibt die unmittelbare Inspirationsquelle ungewiss, doch ist überliefert, dass er damals an einer Aufführung von Beethovens Quartett op. 131 beteiligt war, was möglicherweise einen Einfluss hatte.
Für das Quintett entschied sich Schubert bewusst gegen das übliche doppelte Bratschenensemble und wählte stattdessen ein zweites Cello, wodurch er neue klangliche Möglichkeiten und eine größere Ausdrucksvielfalt erschloss. Bereits zehn Tage nach seinem Tod wurde das Werk veröffentlicht und erfreute sich rasch großer Beliebtheit.
Das Quintett spiegelt Schuberts Vorliebe für Terzverbindungen sowohl harmonisch als auch tonal wider. Im Adagio in E-Dur sorgt ein sanftes Thema, von Violine und Bratsche präsentiert, für eine fast zeitlose Stimmung. Die musikalische Entwicklung durchläuft vielfältige Stimmungen und findet ihren Höhepunkt in einer markanten Coda.
Darauf folgt das Scherzo, das als lebhafter, kontrastreicher Bauerntanz erscheint und in das Andante sostenuto überleitet, in dem sich Schuberts Auseinandersetzung mit seiner eigenen Sterblichkeit widerspiegelt. Das abschließende Allegretto verdeutlicht seine Vorliebe für kraftvolle musikalische Strukturen und Triolenmotive.
Als ein Meisterwerk der Kammermusik offenbart das Streichquintett die Vielseitigkeit und das außergewöhnliche Talent Schuberts. Sein Beitrag wurde zwar erst nach seinem frühen Tod umfassend erkannt, doch wie George Eliot treffend formulierte, lebt seine Musik heute mit unvergänglicher Frische weiter.