Album insights
Domenico Scarlatti, 1685 in Neapel geboren und als „Mimo“ bekannt, wuchs in einer musikalisch geprägten Familie auf und stand seinem berühmten Vater Alessandro, einem namhaften Opern- und Kantatenkomponisten, besonders nahe. Sein Werdegang führte ihn nach verschiedenen Stationen schließlich als Kapellmeister an den portugiesischen Hof, wohin ihn João V. berief; viele schriftliche Zeugnisse aus dieser Zeit gingen jedoch durch Naturkatastrophen verloren. Erst nach dem Tod seines Vaters begann für Scarlatti eine neue, erfolgreiche Lebensphase, in der er auch eine arrangierte Ehe einging.
Sein kompositorisches Hauptwerk bilden die insgesamt 555 Tastensonaten, die etwa 34 Stunden Musik umfassen. Diese zweiteiligen und meist für Soloinstrument geschaffenen Werke sind stilistisch einzigartig und heben sich durch ihre Originalität von anderen Kompositionen des 18. Jahrhunderts ab. Im Vergleich dazu benötigt man für das gesamte Klavierwerk von Beethoven nur ungefähr die Hälfte der Zeit. Der größte Teil dieser Sonaten entstand nach Scarlattis fünfzigstem Lebensjahr, wobei Prinzessin Maria Barbara von Portugal, seine talentierte Schülerin und spätere Königin von Spanien, eine bedeutende Rolle bei deren Entstehung spielte. Die Überlieferung verdanken wir unter anderem dem berühmten Kastraten Farinelli, der die Manuskripte weitergab.
Bemerkenswert ist, dass zu Scarlattis Lebzeiten nur ein Teil der Sonaten veröffentlicht wurde und etwa Brahms sieben Bände mit handschriftlichen Kopien besaß. Für neue Einspielungen erfolgt eine sorgfältige Auswahl, um musikalisch stimmige Programme zusammenzustellen. Jede Sonate verlangt differenzierte Interpretationen, die sowohl die feinen klanglichen Nuancen als auch die spezifischen Tempobezeichnungen berücksichtigen. Die Auswahl beginnt häufig mit der bekannten d-Moll-Sonate Kk9 und führt über weitere ausdrucksstarke Werke wie die C-Dur-Sonate Kk159 bis hin zu dramatisch gestalteten Stücken wie der D-Dur-Sonate Kk29.
Zu den besonders ausgewählten Sonaten zählen etwa die h-Moll-Sonate Kk87 und die D-Dur-Sonate Kk430, bei denen großer Wert auf interpretatorische Finesse und die Vielseitigkeit der musikalischen Ausdrucksmöglichkeiten gelegt wird. Jede Komposition eröffnet neue klangliche Räume und erfordert sowohl virtuose Technik als auch ein sensibles Gespür für musikalische Ausgestaltung. Die Bedeutung der Tempovorgaben wie auch der historische Hintergrund sind für das Verständnis und die Aufführung dieser Werke entscheidend.
Scarlattis Musik überzeugt durch eine enorme Vielfalt und schöpferische Kraft; jede Sonate erzählt ihre eigene Geschichte. Von temperamentvollen Passagen bis zu nachdenklichen Momenten bieten sie faszinierende Einblicke in das außergewöhnliche Talent und die künstlerische Tiefe des Komponisten.