Album insights
Ferruccio Busoni, geboren 1866 in Empoli nahe Florenz, war das einzige Kind eines italienischen Klarinettisten und einer deutschstämmigen Pianistin. Schon als Kind zeigte er außerordentliche musikalische Begabung, trat früh öffentlich auf und komponierte in jungen Jahren eigene Werke. Bereits als Zehnjähriger wurden seine ersten Kompositionen veröffentlicht. Nach seinem Kompositionsstudium in Graz arbeitete Busoni zeitweise journalistisch in Triest und stellte später fest, dass er viele seiner frühen Stücke zu schnell publiziert hatte. Zu seinen frühen Werken zählt unter anderem die e-Moll-Sonate, die Busoni als sein „Opus 1“ betrachtete.
Seine Karriere als Klavierpädagoge begann Busoni 1888 mit Lehrtätigkeiten in Helsinki, Moskau und Boston. Nach einer Zeit als freischaffender Pianist in New York ließ er sich dauerhaft in Berlin nieder und wurde dort zu einem der angesehensten Pianisten seiner Epoche. Busoni war ein bedeutender Förderer von Liszt und Alkan und unterrichtete zahlreiche Schüler, die später selbst große Erfolge feierten. Sein Berliner Wohnsitz entwickelte sich zu einem Treffpunkt für Musiker und Intellektuelle. Seine kompositorische Arbeit umfasste Klavier- und Kammermusik, Orchesterwerke sowie Opern.
Obwohl Busonis Ruhm zunächst eng mit seinen Bach-Bearbeitungen verbunden war, fanden im Laufe der Zeit auch seine Opern und das Klavierkonzert wachsende Anerkennung. Seine Klaviermusik, darunter Werke aus seiner Jugend, wird heute häufiger aufgeführt und eingespielt.
Die Elegien, ein Zyklus von zunächst sechs und später sieben Stücken, widmete Busoni seinen besonders loyalen Schülern. Diese Kompositionen spiegeln die Vielseitigkeit und Tiefe seines musikalischen Denkens wider und verbinden Vergangenheit und Zukunft in charakteristischer Weise.
Die Sonatinen, die zusammen nahezu 50 Minuten umfassen, dokumentieren Busonis Entwicklung von einer radikalen Tonsprache zu zugänglicheren Ausdrucksformen. Sie zählen zu den wichtigen Klavierwerken des frühen 20. Jahrhunderts und sind ein bedeutender Teil seines kompositorischen Vermächtnisses.
In den letzten Lebensjahren entstanden Meisterwerke wie die Toccata und die Drei Albumblätter. Seine umfassende „Klavierübung“ belegt die große Bandbreite und Tiefe seines Schaffens.
Busonis Rolle als Vermittler zwischen unterschiedlichen musikalischen Traditionen und als Impulsgeber für die Musikentwicklung zu Beginn des 20. Jahrhunderts wird heute stärker gewürdigt. Sein Einfluss auf die Klaviermusik und auf Komponisten wie Godowsky und Sorabji gilt als unbestritten. Die Beschäftigung von Pianisten wie Marc-André Hamelin mit Busonis Werken unterstreicht die bleibende Relevanz dieses vielseitigen Künstlers.