Album insights
Benjamin Brittens fünf Canticles entstanden unabhängig voneinander zu unterschiedlichen Zeitpunkten seines Schaffens und waren nie als einheitlicher Zyklus gedacht. Anders als die liturgische Bedeutung des Begriffs 'Canticle' vermuten lässt, durchdringt alle Werke eine tiefe Religiosität. Manche Canticles sind als Gedenkstücke komponiert und zeichnen sich durch ihre anspruchsvolle formale Gestaltung aus. Diese kompakten Kantaten spiegeln Brittens ausgeprägtes Interesse an der englischen Lyrik verschiedenster Epochen wider.
Das erste Canticle, "My beloved is mine", entstand 1947 und wurde zu Ehren von Dick Sheppard, einem engen Freund Brittens, als Gedenkkonzert aufgeführt. Die musikalische Grundlage bildet ein Gedicht von Francis Quarles, das göttliche Liebe mit Bildern menschlicher Zuneigung verbindet. "Abraham and Isaac", das zweite Canticle von 1952, wurde von Peter Pears, Kathleen Ferrier und Britten selbst interpretiert. Hier wird die biblische Erzählung in einem lebhaften Dialog und mit mittelalterlich gefärbter Sprache wiedergegeben. Das dritte Canticle, "Still falls the Rain" aus dem Jahr 1954, widmete Britten dem australischen Pianisten Noel Mewton-Wood.
Erst 1971 entstand das vierte Canticle, "The Journey of the Magi", das auf einem Gedicht von T.S. Eliot basiert und die Reise der Heiligen Drei Könige thematisiert. Während seiner Genesung nach einer Herzoperation 1974 schrieb Britten das fünfte Canticle, "The Death of Saint Narcissus", als Hommage an seinen verstorbenen Freund William Plomer. Brittens Bewunderung für Henry Purcell schlug sich immer wieder in seinen Werken nieder, indem er musikalische Elemente Purcells aufgriff und auch dessen Lieder neu interpretierte.