Album insights
Die sengende Hitze von nahezu 40 Grad bestimmt das Leben in einer kleinen, staubigen Ortschaft der spanischen Halbwüste. Die Terrakotta-Dächer und die alten Mauern der Stadt tanzen im flirrenden Sonnenlicht. Während die Festspiele von Daroca nahe Calatayud in Aragón stattfinden, nähern wir uns einer beeindruckenden Kirche. Drinnen empfängt uns kühle Luft, durch die die ernsten Töne einer majestätischen Orgel dringen, gespielt von José González Uriol. Die aus dem Verborgenen erklingenden Labialpfeifen füllen das Kirchenschiff mit schattigen Harmonien und kunstvollen Ornamenten. Plötzlich mischt sich ein neuer Klang in die dichten Orgelklänge.
Die Wurzeln unserer musikalischen Reise durch das Cornetto-Konzert liegen in der spanischen Orgeltradition des 16. und 17. Jahrhunderts. Gerade in Aragón wurden besondere Orgeltypen genutzt, um Solowerke großer Meister aufzuführen. Ein unverwechselbares Element war das Cornettoregister, das der Orgel einen Klang verlieh, der dem Cornetto erstaunlich ähnlich war. Durch die spezielle Klaviatur konnte das gesamte Tonspektrum des Cornettos von C bis Cis ausgeführt werden.
Im Spanien des 16. und 17. Jahrhunderts war das Cornetto ein zentrales Instrument vieler Musikstücke, vor allem in Verbindung mit Gesang. Es brachte nicht nur eine besondere Klangfarbe ein, sondern verband sich auch mit eigenständigem Repertoire. Der unverwechselbare Klang des Cornettos verlieh der Musik eine Ausdruckskraft, die das dunkle Orgelspiel ideal ergänzte und bereicherte.
Die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten des Cornettos spiegelten sich in der Entwicklung der Tasteninstrumente wider. Improvisierte Verzierungen von Melodien erreichten in der späten Renaissance und im frühen Barock ihren Höhepunkt. Während Italien zahlreiche Beispiele solcher Werke hervorbrachte, sind schriftliche Überlieferungen aus Spanien weniger häufig. Bedeutende Werke wie Diego Ortiz' "Trattado de glosas" dokumentieren die Kunst des Verzierens und der improvisierten Gegenmelodien, die die Musiker zur eigenen Gestaltung anregten.
In dieser Zeit des stilistischen Wandels und der Perfektionierung von Musik, Kunst und Technik prägten italienische Komponisten das musikalische Geschehen mit ihrem innovativen Stil. Die Sonaten für Melodieinstrumente wie Violine und Cornetto, etwa von Fontana, Merula oder Castello, zeigen die Vielfalt der Ausdrucksmöglichkeiten und die Virtuosität der Instrumentalmusik jener Epoche.
Die enorme Musikalität und Virtuosität dieser Werke für Tasten- und Soloinstrumente veranschaulichen die glanzvolle Blütezeit der musikalischen Kunst um das Jahr 1600. Die Partiten, Toccaten und Variationen von Komponisten wie Giovanni de Macque, Tarquinio Merula und Frescobaldi sowie die kunstvollen Harmonien und ornamentierten Melodien stehen für die Innovation und Vielfalt des italienischen Instrumentalrepertoires.
Während Spanien im 17. Jahrhundert in kultureller Hinsicht eher isoliert blieb, erlebte Italien einen revolutionären Aufbruch in Musik und Kunst. Die charakteristische Ausdrucksstärke und die Entstehung neuer musikalischer Formen wie der Sonate prägten diese Zeit, die entscheidende Impulse für die weitere Entwicklung der Musikgeschichte setzte.