Album insights
Medtner wird in der russischen Musikgeschichte häufig als isolierte und beinahe vergessene Persönlichkeit betrachtet, ungeachtet der lobenden Worte bedeutender Musiker. Während engagierte Musikliebhaber seinen Niedergang bedauerten, zeichnet sich in letzter Zeit eine allmähliche Wiederentdeckung seines Werks ab.
Sein Werdegang war von Leidenschaft und Talent geprägt und versprach zunächst eine glänzende Laufbahn, doch äußere Einflüsse und die Zeitumstände führten schrittweise zu seinem Rückzug aus dem Rampenlicht. Als herausragender Absolvent des Moskauer Konservatoriums stellte sich Medtner gegen die Erwartungen seiner Familie und wählte seinen eigenen künstlerischen Weg. Obwohl er in Russland erste Anerkennung fand, blieb ihm der internationale Ruhm weitgehend verwehrt.
1921 verließ Medtner Russland aus politischen Gründen und kehrte nur kurzzeitig dorthin zurück. Nach mehreren Konzertreisen ließ er sich endgültig in Großbritannien nieder, wo er trotz finanzieller Nöte und gesundheitlicher Belastungen seiner Berufung als Komponist treu blieb, unterstützt von Förderern.
Seine eher traditionelle Haltung zur Musik stand im Gegensatz zu den modernen Strömungen seiner Zeit und führte zu einer gewissen Abgeschiedenheit in der Musikwelt. Besonders seine enge Bindung an klassische Vorbilder und sein individueller Stil zeugen von großer Eigenständigkeit. Die Verbindung russischer und deutscher Einflüsse prägte insbesondere seine Klavierwerke.
Medtner widmete sich mit besonderer Hingabe dem Klavier und schuf Werke, die ein waches Hinhören und eine intensive Beschäftigung voraussetzen. Die Serie der Klavierminiaturen, bekannt als „Märchen“, offenbart eine bemerkenswerte emotionale Tiefe und einen Einblick in sein Innerstes.
In ländlicher Abgeschiedenheit und beim Durcharbeiten alter Skizzenbücher entstanden Zyklen wie die „Vergessenen Weisen“, die Medtners kreativen Prozess und seine inneren Kämpfe in Musik umsetzen.
Besonders hervorzuheben sind zwei frühe Stücke in c-Moll aus der Märchen-Reihe, die als musikalische Erzählungen Medtners persönliche Erfahrungen und innere Konflikte widerspiegeln, abseits klassischer Feenmärchen. Ihre Eigenständigkeit und Ausdruckskraft beeindruckten auch Zeitgenossen wie Prokofjew.