Album insights
Franz Schubert sah sich ohne Distanz der außerordentlichen Größe Beethovens gegenübergestellt und empfand dessen Namen als große Bedrängnis. Der Maßstab Beethoven ließ Schubert nicht zur Ruhe kommen. War die Zeit vor 1813 noch mit relativ unbekümmertem Komponieren verbunden, setzte danach eine Phase ein, in der er sich mit den Problemen des Sonatensatzes und der gründlichen motivisch-thematischen Arbeit auseinandersetzte. Besonders ab 1816 begann eine Phase der verstärkten inneren Auseinandersetzung mit Beethoven.
Schuberts Aussagen zeugen von einem gewissen Unverständnis gegenüber Beethovens Kompositionsstil – nicht im Sinne eines Nicht-Begreifens der Kompositionsweise, sondern eher eines Nicht-Verstehens auf ästhetischer Ebene. Er konnte Beethovens Ästhetikverständnis nicht mit sich in Einklang bringen. Möglicherweise waren seine Äußerungen sogar eine Trotzreaktion aufgrund von Unzufriedenheit bei der Umsetzung jener Werke, in denen er sich an Beethovens Ästhetik und Stil rieb.
Obwohl Schubert bereits mit 31 Jahren starb, hinterließ er ein reiches und vielfältiges Werk. Er wird heute neben Beethoven als Begründer der romantischen Musik im deutschsprachigen Raum angesehen. Anders als die Komponisten der Wiener Klassik räumte er auch kleineren Formen wie Klavierstücken, Deutschen Tänzen, Moments musicaux oder Impromptus breiten Raum in seinem Schaffen ein, was sich in den Werken vieler romantischer Komponisten fortsetzte.
Die Musikwissenschaft ist sich einig, dass Schuberts bedeutendster Beitrag zur europäischen Musikgeschichte in seinem Lied-Schaffen liegt. Die Gattung Kunstlied entstand in ihrer verbindlichen neuen Form eigentlich erst durch ihn. Das Besondere an Schuberts Liedern ist, dass er tatsächlich die Sprachgestalt von über 600 Gedichten in Musik verwandelte. Nicht eine musikalische Idee war leitend, sondern die sprachliche Vorgabe.