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Open, To Love

Open, To Love

Paul Bley

Dauer 43 Min

Künstler:innen


Album insights

John Taverner erblickte in Südlincolnshire das Licht der Welt, vermutlich in der Gegend um Tattershall. 1525 fungierte er als Schreiber der örtlichen Stiftskirche. Vermutungen zufolge verbrachte er die Anfänge seiner Laufbahn teilweise in London. Sein wachsendes Ansehen führte im November 1526 zu seiner Ernennung zum Informator Choristarum am neu etablierten Cardinal College in Oxford. Kurz darauf geriet Taverner in eine prekäre Lage, da er mit Anhängern lutherischer Ideen sympathisierte, konnte jedoch einer Bestrafung entgehen. Nach Wolseys Sturz 1529 stand die Zukunft des Cardinal College zeitweilig in Frage. Im April 1530 verließ Taverner die Einrichtung, die schließlich 1532 von Heinrich VIII. neu konstituiert wurde. Nach seiner Niederlassung in Boston, Lincolnshire, wirkte er als Beauftragter für Thomas Cromwell im Vorfeld der Klosterauflösungen. Entgegen der Behauptungen, er sei ein eifriger Verfolger gewesen, existieren konkrete Nachweise, dass Taverner seine Aufgaben mit Einfühlungsvermögen und Barmherzigkeit ausführte.

Am 18. Oktober 1545 verstarb er in Boston und fand seine letzte Ruhestätte unter dem berühmten Turm der Gemeindekirche.

Die musikalischen Werke vor Taverners Ära, beispielsweise die umfangreichen Magnifikats und Antiphonen im "Eton Choirbook", stellen den Höhepunkt einer vorwiegend insularen Kultur dar, die sich in den bedeutenden Choreinrichtungen des 15. Jahrhunderts entfaltete. Ein Teil von Taverners Kompositionen bleibt tief in dieser spätmittelalterlichen Tradition verankert, wenngleich sich sein Stil in einigen Aspekten wandelte. Andere seiner Schöpfungen, vermutlich die späteren, offenbaren ein zunehmendes Bewusstsein für die zeitgenössischen musikalischen Strömungen auf dem Kontinent, was sich besonders in der systematischen Verwendung von Imitation, einer klareren Strukturierung sowie vereinfachten Rhythmen und Melodien manifestiert.

Taverners drei Festmessen "Gloria tibi Trinitas", "Corona Spinea" und "O Michael" verkörpern einen Höhepunkt in der Entwicklung dieser spezifisch englischen Gattung. Jede dieser Messen wurde für einen sechsstimmigen Chor komponiert, mit besonderer Betonung der hohen Diskantstimmen – ein charakteristisches Merkmal englischer Musik jener Zeit. Der Cantus firmus bildet das Fundament für jede dieser Kompositionen. "Corona Spinea", für besondere Zeremonien geschaffen, zeichnet sich durch üppige Verzierungen in der Diskantstimme und eine ausgewogene Struktur aus. In dieser Messe wird der Kontrast zwischen den höchsten und tiefsten Stimmlagen besonders effektvoll eingesetzt.

Marienantiphonen wie "Gaude plurimum" dienten devotionalen und nicht liturgischen Zwecken. Taverner griff auf etablierte Traditionen zurück, um einen Kontrast zwischen Passagen für zwei oder drei Stimmen und einem vollbesetzten Chor zu erzeugen. Seine Kompositionen weisen stilistische Nachahmungen auf und wirken konzentriert, wobei Melismen vorwiegend am Ende eines Abschnitts auftreten.

"In pace", Taverners Vertonung des Fastenresponsoriums für die Komplet, ist für mittlere Stimmlagen, zwei Countertenöre und Bass konzipiert. Der Choral erklingt als Cantus firmus in der obersten Stimme.